„Töte, stiehl, vergewaltige, kontrolliere!“ – Einbahnstraße Armenviertel: „Kriminelle Laufbahn der einzige Ausweg aus der Not“

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Wir werden dafür sorgen, dass unsere Straßen wieder sicher sind und in unseren Gemeinden wieder Frieden herrscht, und wir werden die widerwärtige Verbrecherbande MS-13 und viele andere Gangs vernichten.“ – Mit solch pathetischen Worten ein amerikanischer Politiker auf seine Bevölkerung eingeschworen. An der Entwicklung der „MS-13“ oder „Mara Salvatrucha“ lässt recht gut die Entstehungsgeschichte der organisierten Kriminalität herleiten.

„Wir werden die widerwärtige Verbrecherbande MS-13 und viele andere Gangs vernichten“ 

Der unerbittliche Kampf gegen die organisierte Kriminalität scheint hierzulande ebenfalls ein wichtiges Anliegen zu sein. Tatsächlich handelt es sich bei kriminelle Banden um ein ernstes Problem: Doch echte Ermittlungserfolge stellen eher die absolute Ausnahme dar. Zur Not müssen schon mal ein paar „symbolische Handlungen“ reichen.

Großes politisches Kino: Symbolische Handlungen statt echte Ermittlungserfolge

>>Der Tagesspiegel<<

„Ein dottergelber Lamborghini mit aufgeklebten Schusslöchern wurde publikumswirksam an der Hermannstraße platziert und dann abgeschleppt. Quasi als Symbol für wild entschlossenes Handeln gegen die Clan-Kriminalität.“

„Lamborghini mit aufgeklebten Schusslöchern wurde publikumswirksam an der Hermannstraße platziert“

Zwar war die „Aktion“ vermutlich eigens für die Presse gestellt: Dennoch hat sie sehr lächerlich gewirkt. Tatsächlich reichen die feinen Fäden der organisierten Kriminalität sehr weit. Dazu gehören auch ganz normale-legale Unternehmungen – um beispielsweise Geld zu waschen – dazu. Manchmal reichen ihre filigranen Arme sogar bis in Polizeistrukturen hinein. Selbst so mancher Fahnder hat angesichts der aussichtslosen Lage praktisch schon resigniert.

„Strukturen der organisierten Kriminalität entwickeln und verfestigen können“

>>Welt<<

„Bilanz als Fahnder. „Jahrelang haben sich in Deutschland Strukturen der organisierten Kriminalität entwickeln und verfestigen können“, klagt Mischke. Bestens organisierte Kriminelle betrieben nach wie vor weitgehend ungestört ihre „Geschäfte“, sagt er. Sie investierten Milliarden in Immobilien, Unternehmen und Luxusautos, um so ihre kriminell erworbenen Gelder zu waschen. Die Ermittlung der oftmals aus dem Ausland agierenden Hintermänner und der dahinterstehenden Netzwerke sei für die Polizei jedoch schwierig. Man könnte auch sagen, dass es etwas vom Kampf gegen Windmühlenflügel hat.“

„Aus dem Ausland agierenden Hintermänner und der dahinterstehenden Netzwerke“

An der „Mara Salvatrucha“ lässt sich die Entwicklung solche kriminellen Netzwerke verhältnismäßig leicht nachvollziehen. Einst wurde sie auf einen öffentlichen Spielplatz in den USA am Anfang der 1980er gegründet. Mittlerweile hat sie ihr „Operationsgebiet“ auf Lateinamerika und sogar Europa ausgeweitet. Zudem kann Spanisch als inoffizielle Weltsprache angesehen werden, was die Verständigung und Organisation erheblich erleichtert.

Bürgerkriege und Asylpolitik haben viele Banden erst entstehen lassen

Aber die eigentliche Ursachen für den Erfolg der MS-13 – Kurzform für Mara Salvatrucha – dürfte wohl eher mit dem Bürgerkriegen in dem 1980er Jahren und der Flüchtlingspolitik liegen.

„Töte, stiehl, vergewaltige, kontrolliere!“ – „Mata, roba, viola, controla!“

>> Narco Wars: Der globale Drogenkrieg von Martin Specht (Buch) <<

»Mata, roba, viola, controla!«, sagt William. Ein Motto der MS-13 (auch Mara Salvatrucha). »Töte, stiehl, vergewaltige, kontrolliere!« »Als ich nach El Salvador abgeschoben wurde, blieben meine Eltern in LA. Ich hatte hier noch eine Großmutter«, erinnert sich William. »Ich hatte sie noch nie gesehen.“

Abschiebung von Kriminellen: Wie Mara Salvatrucha in andere Länder „exportiert“ wurde

Viele Menschen waren einst wegen der Bürgerkriege im Lateinamerika in die USA geflohen. Viele konnten als „Flüchtling“ keiner legalen Arbeit in der USA nachgehen und folglich rutschten viele in die Kriminalität ab. Recht schnell haben sich Banden gebildet. Die spanische Sprache, die Herkunft und vergleichbare Schicksale haben viele zusammengeschweißt.

„Jugendliche für ihre illegalen Geschäfte zu rekrutieren“

Um die so entstanden Kriminalität in den USA zu bekämpfen, wurden viele MS-13-Mitglieder in ihre „Heimatländer“ abgeschoben. Doch diese Menschen hatten außer ihren Bandenleben nie etwas anderes kennengelernt. Also wurde auf diese Weise quasi Mara Salvatrucha in andere Länder exportiert. Mittlerweile hat sich das Problem längst verselbständigt.

Einbahnstraße Armenviertel: „Hautfarbe und Herkunft bestimmen über die Zukunftschancen“

>>HÖRZU Wissen (Heft) <<

„Hautfarbe und Herkunft bestimmen über die Zukunftschancen. Für Kinder, die in den von Drogenkartellen beherrschten Armenvierteln aufwachsen, scheint eine kriminelle Laufbahn der einzige Ausweg aus der Not. Das gilt übrigens nicht nur für Mexiko, sondern für alle Länder in Süd- und Mittelamerika. Die Kartelle versuchen, Jugendliche für ihre illegalen Geschäfte zu rekrutieren. … Genauso wie die Mara-Banden, die sich in Mexiko und den USA ausbreiten und die insgesamt mehr als 100.000 Mitglieder haben sollen. Gruppierungen wie die Mara 18 oder Mara Salvatrucha bekämpfen sich gegenseitig – und konkurrieren zudem mit den Kartellen. Viele Killer sind noch minderjährig.“

„Kriminelle Laufbahn der einzige Ausweg aus der Not“

Ähnliche Verhältnisse sind gewissermaßen auch in den USA anzutreffen. Die Perspektiven innerhalb eines Armenviertel sind begrenzt. Selbst wer rein gar nichts mit der Kriminalität zu tun hat, denjenigen haftet – bedingt durch seine Herkunft – der gleiche Ruf an. Neue Mitglieder für Mara Salvatrucha zu rekrutieren: Das stellt also ein leichtes Unterfangen dar.