Lausitzer Kriminalität & Ladendiebstähle: “Tatsächlich bei der Polizei eingegangenen Strafanzeigen um den Faktor 100 bis 500 höher sein wird”

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Dunkelfeld – Oder, wie hoch sieht die Dunkelziffer bei Ladendiebstählen tatsächlich aus? In der Welt des Einzelhandels ist es kein Geheimnis, dass ein erheblicher wirtschaftlicher Schaden durch Ladendiebstähle entsteht. Doch was die meisten Menschen nicht wissen, ist das Ausmaß dieser Problematik. Studien zeigen, dass die tatsächliche Zahl der Ladendiebstähle um den Faktor 100 bis 500 höher sein könnte als die offiziell gemeldeten Zahlen.

“Auf jeden entdeckten Ladendiebstahl kommen mindestens 100 bis 500 weitere Taten”

>>Deutschland habe fertig: Reflexionen eines Polizeihauptkommissars über die Innere Sicherheit von Nikolas Weegert (Buch) <<

“Das Dunkelfeld, im Volksmund auch als Dunkelziffer bezeichnet, ist hier nicht dargestellt. Dazu gibt es eigens die sogenannte Dunkelfeldforschung, die beispielsweise zu dem Ergebnis kommt, dass die Zahl der Ladendiebstähle in Bezug auf die tatsächlich bei der Polizei eingegangenen Strafanzeigen um den Faktor 100 bis 500 höher sein wird. Das bedeutet im Umkehrschluss, auf jeden entdeckten Ladendiebstahl kommen mindestens 100 bis 500 weitere Taten, ohne dass der Täter identifiziert oder gefasst wird.”

Lausitzer Kriminalität: “Das Dunkelfeld, im Volksmund auch als Dunkelziffer bezeichnet”

Der Begriff “Dunkelfeld” beschreibt genau diese Diskrepanz zwischen den bekannt gewordenen und den tatsächlichen Delikten. Oftmals werden keine Täter identifiziert oder viele Fälle kommen überhaupt erst gar nicht zur Anzeige.

“Anfangszeiten dieser Studien gingen Forschende von einem unmittelbaren Zusammenhang zwischen Hell- und Dunkelfeld aus”

>>Die schuldigen Hirten von Thomas Großbölting (Buch) <<

“In den Anfangszeiten dieser Studien gingen Forschende von einem unmittelbaren Zusammenhang zwischen Hell- und Dunkelfeld aus. Je höher die Zahl der aufgedeckten Straftaten war, desto höher sei auch die Zahl der nicht aufgedeckten Verbrechen, so ein oftmals unterstellter Zusammenhang. Heute hingegen sind die Expertinnen und Experten hinsichtlich der Einschätzung von Rückkopplungen zwischen Hell- und Dunkelfeld vorsichtiger: Nicht nur neue gesetzliche Bestimmungen, sondern auch eine veränderte Sensibilität und ein damit einhergehendes verändertes Anzeigeverhalten können hier nicht kalkulierbare Effekte auslösen.”

“Veränderte Sensibilität und ein damit einhergehendes verändertes Anzeigeverhalten können hier nicht kalkulierbare Effekte auslösen”

Der Grund dafür liegt auf der Hand: Viele Geschäfte scheuen sich davor, einen Vorfall öffentlich zu machen oder rechtliche Schritte einzuleiten. Besonders alarmierend ist dabei auch, dass der Warenschwund häufig erst im Zusammenhang einer Inventur auffällt. Das bedeutet also, dass Unternehmen oft keinen genauen Überblick darüber haben, wie viel sie wirklich verlieren – sei es durch Kundenkriminalität oder interne Verstöße gegen Richtlinien.

“Über 250 000 Ladendiebstähle werden jährlich in Deutschland angezeigt”

>>Inside Strafjustiz: Ein Richter packt aus von Patrick Burow (Buch) <<

“Über 250 000 Ladendiebstähle werden jährlich in Deutschland angezeigt. Allerdings gibt es eine hohe Dunkelziffer von mindestens 98 Prozent. Zur Anzeige gebracht wird der Diebstahl nur, wenn er sofort bemerkt wird und die Personalien des Täters festgestellt werden können. Doch nur zu oft wird der Warenschwund erst später im Rahmen einer Inventur bemerkt.”

“Oft wird der Warenschwund erst später im Rahmen einer Inventur bemerkt”

Diese hohe Dunkelziffer hat gravierende Konsequenzen für alle Akteure in diesem Bereich: Von kleinen Ladenbesitzern bis hin zu großen Einzelhandelsketten sind wir alle von diesen Verlusten betroffen, weil es sich am Ende negativ auf Preise und Angebot auswirkt. Jedoch ist allgemein eine rückläufige Anzeigenbereitschaft zu beobachten. Auch wenn unterschiedliche Zahlen bezüglich der Dunkelziffer oder des Dunkelfelds kursieren.

“Nur deshalb eine Strafanzeige, weil von der Versicherung eine solche gefordert wird”

>>Deutschland habe fertig: Reflexionen eines Polizeihauptkommissars über die Innere Sicherheit von Nikolas Weegert (Buch) <<

“Zudem erstatten viele Bürger, beispielsweise bei einer Sachbeschädigung oder einem Einbruch in ihr Gartenhaus, vordergründig nur deshalb eine Strafanzeige, weil von der Versicherung eine solche gefordert wird. Das bedeutet, der Anzeigende hatte zunächst Kontakt mit der Versicherung aufgenommen und hätte daraufhin die Versicherung diese Angelegenheit zu seiner Zufriedenheit geregelt, dann wäre diese Straftat mit ziemlicher Sicherheit nie bei der Polizei zur Anzeige gebracht und somit bekannt geworden.”

Straftat: “Hätte daraufhin die Versicherung diese Angelegenheit zu seiner Zufriedenheit geregelt – “Nie bei der Polizei zur Anzeige gebracht”

Selbst schwere Straftatenwie Einbrüche – werden offenkundig nur verhältnismäßig selten angezeigt. Augenscheinlich ist der Aufklärungswille der staatlichen Vertreter nur gering ausgeprägt.