Gaskraftwerke in der Lausitz: Politische Täuschung und Realitätsverweigerung?

Die Vorstellung, gerade in der Lausitz als Braunkohleregion neue Gaskraftwerke als tragende Säule der Stromversorgung zu errichten, erscheint angesichts der aktuellen Energiekrise wie ein absurdes Schauspiel. Während die Politik medienwirksam von einer vermeintlich gesicherten Energiezukunft durch moderne Gaskraftwerke spricht, offenbart die Realität ein Bild von Orientierungslosigkeit, technischen Engpässen und einem politisch herbeigeführten Dilemma. Die Kluft zwischen wohlklingenden Sonntagsreden und der tatsächlichen Umsetzbarkeit könnte kaum größer sein.
Fehlende Gasleitungen und unzureichende Infrastruktur
Ein zentrales Hindernis für die Pläne mit Gaskraftwerken in der Lausitz ist der Mangel an tatsächlich verfügbaren Gasleitungen und entsprechender Infrastruktur. Bislang existieren keine gesicherten Kapazitäten, die die für die Stromerzeugung erforderlichen Mengen an Erdgas oder zukünftig Wasserstoff zuverlässig bereitstellen könnten. In vielen Teilen der Region ist die infrastrukturelle Ausstattung schlichtweg nicht auf einen industriellen Gaskraftwerksbetrieb ausgelegt. Netzbetreiber warnen eindringlich, dass wichtige Transportwege entweder fehlen, zu gering dimensioniert sind, nicht für Wasserstoff geeignet oder angesichts aktueller Debatten über den Rückbau der Gasnetze politisch bereits auf Abstellgleisen stehen. Die bittere Ironie dabei: Während auf Bundes- und EU-Ebene bereits ein Ausstiegsfahrplan für die Gasinfrastruktur diskutiert und deren Abbau vorangetrieben wird, träumen andere von milliardenschweren Investitionen in neue Kraftwerke.
Keine ausreichenden Gasmengen, fehlende Lieferanten und Verträge
Die politische Darstellung blendet zudem aus, dass es bislang an verlässlichen Bezugsmöglichkeiten für Gas mangelt. Es existieren weder konkrete langfristige Lieferverträge für die enormen Gasmengen, die ein industrielles Kraftwerk benötigen würde, noch gibt es zuverlässige Partnerländer oder Anbieter. Die europäische Gasbeschaffung steht unter erheblichem Druck: Die internationale Nachfrage nach LNG sowie neue geopolitische Unsicherheiten sorgen dafür, dass die Versorgung weiterhin schwankt und teuer bleibt. Ohne gesicherte Importstrukturen und politischen Rückhalt fehlen belastbare Mengen- und Preissicherheiten, auf deren Grundlage sich milliardenschwere Investitionen verantworten lassen könnten. Zwar werden gelegentlich Absichtserklärungen und ideologisch geprägte „Wasserstoff-Roadmaps“ präsentiert – doch faktisch basiert alles auf unsicherem Fundament, solange keine verbindlichen Langfristverträge für Brennstofflieferungen vorliegen.
Betreiber fehlen – wirtschaftliche Unsicherheiten dominieren
Das Scheitern wird noch offensichtlicher bei der Betrachtung der Betreiberseite. Die Kraftwerksbranche in der Lausitz befindet sich in einer Art Lähmungszustand. Unternehmen stehen unter massivem Druck durch Rechtsunsicherheit, ständig wechselnde energiepolitische Vorgaben, fehlende staatliche Garantien sowie drohende Fehlinvestitionen. Während politische Akteure vollmundig klare „Rahmensetzungen“ versprechen, fehlen verbindliche Zusagen für verlässliche Renditeaussichten oder gar Entschädigungen im Fall eines politisch motivierten Gasausstiegs. Die wirtschaftlichen Risiken tragen allein die potenziellen Betreiber. Kein Wunder also, dass bislang nur geringe Bereitschaft besteht, Milliarden in Anlagen zu investieren, deren wirtschaftliche Lebensdauer angesichts von Ausstiegsdebatten und Regulierungswirrwarr im schlimmsten Fall nur wenige Jahre betragen könnte.
Gasausstieg und Rückbau der Infrastruktur: maximale Verunsicherung
Den Höhepunkt der Absurdität erreicht die Situation, wenn zeitgleich der politische Wille zum Gasausstieg sowie zum Rückbau der Verteilnetze öffentlich propagiert wird. Die Fehler aus der deutschen Energiepolitik – etwa den Kohleausstieg zu verkünden, bevor Alternativen vorhanden sind – werden nun wiederholt: Ein Gasausstieg wird beschlossen, ohne auch nur annähernd steuerbare Ersatzkapazitäten im Netz zu haben. Die wenigen verbliebenen Betreiber schrecken zurück, da jede Investition durch politische Zielvorgaben und gesellschaftlichen Druck entwertet werden könnte. So entsteht ein toxisches Klima voller Unsicherheit, in dem die Energiewirtschaft weder langfristig planen noch kostendeckend investieren kann.
Folgen: Energiepolitische Sackgasse und regionale Blockadehaltung
Die Pläne für Gaskraftwerke in der Lausitz avancieren zum Symbol eines energiepolitischen Realitätsverlustes – geprägt von wohlfeiler Rhetorik, chaotischer Abstimmung sowie Unsicherheiten bei Infrastruktur, Beschaffung und Betrieb. Eine Region, die ohnehin noch unter dem Strukturwandel infolge der Wiedervereinigung leidet und nun den ersatzlosen Wegfall der Braunkohleindustrie verkraften soll, wird durch neue Scheinhoffnungen und Unsicherheiten perspektivisch weiter destabilisiert. Die groß angekündigte „Versorgungssicherheit“ erweist sich als Wahlkampfstrategie ohne nachhaltigen Investitionswillen und tragfähiges Gesamtkonzept. Die tatsächliche Transformation sowie Sicherung regionaler Wertschöpfung bleiben somit auf der Strecke. Potenzielle Betreiber und Investoren sehen sich mit einem Minenfeld widersprüchlicher Zielsetzungen konfrontiert und ziehen sich meist lieber zurück, während wertvolle Zeit für praktikable Lösungen verloren geht.
Politische Inszenierung statt zukunftsfähiger Energiepolitik
Die Debatte um Gaskraftwerke in der Lausitz ist ein weiteres trauriges Kapitel aus Planlosigkeit, politischer Selbstdarstellung und wirtschaftlicher Vernichtung von Ressourcen. Es mangelt an Infrastruktur, Rohstoffen, Vertragssicherheit, verlässlichen Betreibern sowie langfristig planbaren politischen Rahmenbedingungen. Die Region und ihre Bevölkerung werden erneut Teil einer energie- und industriepolitischen Inszenierung mit teuren, konzeptlosen und perspektivlosen Folgen. Wer heute Gaskraftwerke ankündigt, ohne die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, betreibt eine Phantomdiskussion – und gefährdet damit die Zukunft eines gesamten Wirtschaftsraums zugunsten kurzfristiger politischer Erfolge. Vielmehr wäre es erforderlich, das Lausitzer Revier gezielt zu fördern und bestehende Kraftwerke sowie Tagebaue weiterzuführen.