Lausitzer Mythen: Der Ameisenberg

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In dem nach dem Oybin führenden Thale zieht sich gegen Nordwest in beträchtlicher Länge ein Berg bis an den Oybin fort.

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Von Heinrich Gottlob Gräve

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Man nennt ihn den Ameisenberg und erzählt sich von ihm: Wie er in uralten Zeiten von einer rohen und wilden Menschenrace sey bewohnt worden, die Jagd, Fischerei und Raubhandwerk getrieben, nach vollendeten Geschäften aber in Saus und Braus gelebt, Tag und Nacht gespielt, gezecht und sich allen Lüsten und Begierden ergeben hätten. Ihnen gegenüber wäre eines frommen Klausners Wohnung gewesen, welcher diese Weltkinder von ihrem tollen Treiben abgemahnet und zu einer Lebensänderung hätte führen wollen, allein nur von ihnen verhöhnt und verspottet worden sey. Vergebens habe er ihnen mit des Himmels Strafe gedroht; allein Hohngelächter und Frevelrede sey ihm zur Antwort worden. Eines Abends, am ersten Pfingstfeiertage, hätten sie nun des Lärmens und Tollens so viel gemacht, daß der Geduldfaden des heiligen Mannes gerissen, er ergrimmt sey und sie in Ameisen – welche ein unruhiges, unstätes und mühevolles Leben führen müssen und von Menschen und Thieren fortwährend verfolgt werden – verwünscht und ihnen diesen Berg zur immerwährenden Wohnung angewiesen habe.