Spionageaufklärung mit Open Source Intelligence: Warum Geheimdienste ganz offen arbeiten

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Wie hoch soll eigentlich die Geheimhaltung bei einen CIA-Außenposten sein? Geringer als die allermeisten Menschen denken mögen. Selbst etwas ältere Taxifahrer in Frankfurt können vermutlich einen direkt vor der Geheimdienstzentrale absetzen und zwar ohne dass die Adresse explizit genannt werden muss. So richtig „Geheim“ können die Aktivitäten also dort wohl kaum sein.

„Im US-Generalkonsulat in Frankfurt am Main sitzt der Special Collection Service“

>>Spiegel<<

„Im US-Generalkonsulat in Frankfurt am Main sitzt der Special Collection Service, eine gemeinsam von NSA und CIA betriebene Einheit. … Der Special Collection Service (SCS) von NSA und CIA betreibt weltweit Abhöranlagen, meist aus dem Schutz von Botschaften und Konsulaten heraus. Die Mitarbeiter sind dabei als Diplomaten akkreditiert. Neben der US-Botschaft in Berlin betreibt der SCS offenbar einen weiteren Standort im US-Generalkonsulat in Frankfurt am Main.“

„Special Collection Service (SCS) von NSA und CIA betreibt weltweit Abhöranlagen“

Das weitläufige Gelände des US-Generalkonsulat in Frankfurt am Main dürfte wohl mitnichten nur einen Konsul und sein Gefolge beherbergen. Der Gebäudekomplex könnte die Einwohnerzahl einer Kleinstadt beherbergen. Aber selbst das scheint keineswegs auszureichen.

„Überwachungsopfer sind sowohl Politiker als auch Wirtschaftsbosse und innovative Forscher“

>>Frankfurter Rundschau<<

„Die Begründung ist der Krieg gegen den Terrorismus. Aber Überwachungsopfer sind sowohl Politiker als auch Wirtschaftsbosse und innovative Forscher.“ … In der Umgebung der hessischen Metropole gibt es weitere Tarnfirmen und Außenposten. … Am Frankfurter Internetknoten De-Cix, dem weltweit größten Datenaustauschpunkt, kommen die Datenströme der Internetanbieter und Unternehmen zusammen.“

„In der Umgebung der hessischen Metropole gibt es weitere Tarnfirmen und Außenposten“

Offenkundig wurden zusätzlich noch zahlreiche Tarnfirmen und sonstige Niederlassungen gegründet. Das ganze System ist ein bisschen wie ein biologischer Pilz aufgebaut und das US-Generalkonsulat in Frankfurt am Main ist hiervon nur der sichtbarste Teil hiervon. Insbesondere Frankfurt am Main stellt keine beliebige Metropole dar. Der Internetknoten De-Cix läuft dort hindurch. Praktisch alle wichtige Banken – inklusive der Europäischen Zentralbank – sind dort angesiedelt. Auch die Deutsche Börse hat in der Stadt ihre Wurzeln aufgeschlagen. Nicht umsonst wird die Frankfurt am Main als „heimliche Hauptstadtbezeichnet. Angesichts dieser Zustände müsste beim Deutschen Geheimdienst rege Betriebsamkeit herrschen: Aber weit gefehlt. Der Schwerpunkt bei der Spionageabwehr soll ganz woanders liegen.

Wo soll der „Schwerpunkt der Arbeit der Spionageabwehr“ liegen?

>>Bundesamt für Verfassungsschutz<<

„Den gegenwärtigen Schwerpunkt der Arbeit der Spionageabwehr bilden die Nachrichtendienste der Russischen Föderation, der Volksrepublik China, der Islamischen Republik Iran, der Republik Türkei und einiger weiterer Staaten insbesondere des Nahen und Mittleren Ostens.“

Spionageabwehr gegen US-Geheimdienste: Ein Nicht-Thema der deutschen Geheimdienste

Allerdings ruft die Aussage nur auf den allerersten Blick etwas Verwunderung hervor. Viele wichtige Akteure sind eng an bestimmte amerikanische Zirkel eingebunden, die nicht immer auf das offensichtliche Wirken von Geheimdiensten schließen lassen. In ganz offiziellen Biographien geht klar hervor: Das einige bekannte Protagonisten mehrere Jahrzehnte in den USA gelebt haben und ihre sehr spezielle „US-Sichtweise“ kaum verhehlen können.

Gewöhnliche Nachrichtensendungen des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks aus geheimdienstlicher Perspektive betrachtet

Natürlich lassen sich gewöhnliche Nachrichtensendungen des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks aus einer ganz anderen Perspektive betrachten: Über welche Themenkomplex wird schwerpunktmäßig berichtet und aus welchem Blickwinkel läuft die Berichterstattung ab? Vieles ist nicht wirklich geheim: Alleine mit einfachen Mitteln des Open Source Intelligence lassen sich die gröbsten Verbindungen aufzeigen, welche auch kaum im Verborgenen stattfinden. Schließlich soll es ja jeder wissen: Damit man seine Karriere zielgerichtet auf die Sprünge helfen kann.