Warum wir Krieg führen? – Die Perspektivlosigkeit der Auslandseinsätze (1)

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Als einer der größten Arbeitgeber in Deutschland hat die Bundeswehr jederzeit einen hohen Bedarf an jungen qualifizierten, motivierten und engagierten Menschen.“ – Mit solchen großen Werbebotschaften versucht die Bundeswehr in der Lausitz neue Rekruten zu gewinnen. Und das mit sichtbaren Erfolg.

Warum wir Krieg führen? – „Weil sie offenbar sonst keine Arbeit finden“

Viele Soldaten aus strukturschwachen Ostdeutschland füllen schon seit vielen Jahren die leeren Reihen der Bundeswehr auf. Aus schierer Perspektivlosigkeit versuchen viele ihr Glück bei der Armee zu finden. Daher machen sie auch einem erheblichen Teil bei den Auslandseinsätzen der Bundeswehr aus. Trotzdem taucht die Frage auf: Warum wir Krieg führen? – Schon im Jahre 1942 hat es eine Filmreihe – Originaltitel „Why We Fight“ –  mit genau der Fragestellung gegeben. Allerdings drehten sich die Filme nur um heroischen Heldentaten herum und blendeten die schnöde Realität aus: Denn die kann manchmal in ihrer Banalität kaum übertroffen werden.

„Auslandseinsätzen melden sich überproportional viele Ostdeutsche“

>>Süddeutsche Zeitung<<

„Zu Auslandseinsätzen melden sich überproportional viele Ostdeutsche, weil sie offenbar sonst keine Arbeit finden. Besonders die unteren Dienstgrade kommen aus Ostdeutschland. … Von den 6391 Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz sind demnach 3143 ostdeutscher Herkunft. Das macht einen Anteil von 49,2 Prozent – obwohl der Anteil der Ostdeutschen an der Bevölkerung nur knapp 20 Prozent beträgt.“

Auslandseinsätze: „Anteil von 49,2 Prozent – obwohl der Anteil der Ostdeutschen an der Bevölkerung nur knapp 20 Prozent“

Ebenso die Gefallen kommen überproportional aus Ostdeutschland her. Der Soldatenberuf wird also weniger aus Überzeugung, sondern mehr aus Perspektivlosigkeit gewählt. Die wenigen Idealisten dürften aller-spätestens beim Auslandseinsatz mit der echten Realität konfrontiert werden. Statt Weltfrieden oder anderer „edler Ziele“ ist bei viele militärischen Missionen ein ganz anderer Hintergrund versteckt.

„Um Nordmali viele der von Frankreich ausgebeuteten Uranminen“

>>Spiegel<<

„Mali galt jahrelang als Vorzeigedemokratie in Afrika, … Daneben verfolgt Paris aber auch wirtschaftliche Interessen. So liegen rund um Nordmali viele der von Frankreich ausgebeuteten Uranminen, die das Land dringend für seine Atomkraftwerke braucht. Der staatliche französische Atomkonzern Areva fördert Uran in Malis Nachbarland Niger, das inzwischen der größte Uranproduzent des Kontinents ist. Auch in Mali selbst wurde Uran gefunden. Die atomare Unabhängigkeit ist in Frankreich mehr oder minder eine Frage der Staatsräson und ganz oben auf der Agenda jeder Regierung. Entsprechend kam in den vergangenen Tagen bei Kritikern der französischen Intervention schnell der Verdacht auf, es gehe Paris nicht allein um die Bekämpfung von Terroristen. Das militärische Engagement Frankreichs diene „auch der Sicherung seiner eigenen Energieversorgung mit preiswertem Uran aus Malis Nachbarland Niger“, erklärte etwa die Gesellschaft für bedrohte Völker.“

„Militärische Engagement Frankreichs“ – „Sicherung seiner eigenen Energieversorgung mit preiswertem Uran aus Malis Nachbarland Niger“

Bei Mali und Niger handelt es sich um ehemalige französische Kolonien, die heute unabhängige Staaten sein sollen. Insbesondere das Land Mali ist mehr auf dem Papier – als in der Realität – existent: Die rund 30 unterschiedlichen Nationalitäten müssen in einem postkolonialen Kunstgebilde – mit Lineal gezogenen Grenzen – leben. Staatsstreiche sind nichts ungewöhnliches und auch der größte Teil des Landes wollte sich auch mal abspalten.

Private Sicherheitsfirmen zu teuer – Deswegen müssen Soldaten ran

Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich will im Mali augenscheinlich seine Interessen bewahren und ansonsten dürften es wohl eher innerstaatliche Angeleinheiten sein. Sicherlich mag ein Bürgerkrieg keineswegs sonderlich Erstrebenswert sein: Aber ein Regierungssystem nach westlichen Vorbild würde bei der Mehrheit der Bevölkerung im Land wohl nur wenig Zuspruch finden. Solche innerstaatlichen Konflikte muss das Land am Ende selbst regeln. Nicht viel anders sieht die Lage am Horn von Afrika – respektive Somalia – aus.

„Einsatz am Horn von Afrika“

>>Bundeswehr<<

„Der Einsatz am Horn von Afrika – Die Anti-Piraterie-Mission wurde 2008 als erster maritimer Einsatzverband der Europäischen Union ins Leben gerufen. Deutschland beteiligt sich seitdem durchgehend an der EU-Operation.“

2008 – „Deutschland beteiligt sich seitdem durchgehend an der EU-Operation“

Die Botschafter der Bundesrepublik Deutschland hat nicht in der somalischen Hauptstadt Mogadischu, sondern in Kenia – sprich Nairobi – seine Zelte aufgeschlagen. Selbst das Auswärtige Amt hat das Land als „fragiler Staat“ bezeichnet. Die Zustände in Somalia mögen bedauerlich sein, aber was genau will die Bundeswehr dort vor der Küste erreichen?

„Einsatz am Horn von Afrika“ – Wie die Bundeswehr die imaginäre deutsche Handelsflotte schützt

>>Bundeswehr<<

„Am Horn von Afrika entführten Piraten zahlreiche Schiffe, um Lösegeld für Besatzung, Schiff und Ladung zu erpressen. Die Piraten beeinträchtigten damit die Sicherheit der See- und Handelsrouten erheblich. „

Ausgeflaggt – Kaum ein größeres Handelsschiff ist mit deutscher Flagge unterwegs

Zwar mögen die Piraten vor Somalia die Handelsschifffahrt beeinträchtigen, aber eigentlich handelt es sich um ein privatwirtschaftliches Problem der zuständigen Reedereien: Denn die meisten Reedereien haben ihre Schiffe längst auf sogenannte „Billigstaatenumgeflaggt. Natürlich können diese Staaten keinen umfangreichen Schutz gewährleisten, aber dieses unternehmerische Risiko sind Reedereien ja schließlich selbst eingegangen.

Wie Reedereien sich teure Flaggen und Sicherheitsfirmen sparen

Zugleich will man aber auch kein Geld für private Sicherheitsunternehmen ausgeben: Diese Firmen können sehr wohl Schiffe vor Piratenangriffen schützen, aber diese stellen für gewöhnlich auch eine Rechnung dafür aus. Dagegen stellt die Bundeswehr für die Reedereien praktisch kostenlos ihr Personal und Material bereit: Nur der Steuerzahler muss für dem Bundeswehreinsatz aufkommen. Ironie: Viele Somalis wenden sich aus Perspektivlosigkeit der Piraterie zu und stehen somit vielen Bundeswehrangehörigen gegenüber, die aus demselben Grund zur Armee gegangen sind. Nur was sollen Soldaten am Ende ihrer Dienstzeit eigentlich machen? – Schließlich haben viele nur den Armeeberuf kennengelernt. Darum geht es im 2. Teil.