Äthiopien: „Allein Jesus kennt unser Morgen“

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Wie Desta lernte, ihre Angst zu überwinden und Gott ganz zu vertrauen

Mit knapper Not konnte Desta Adamu* ihren Angreifern entkommen. Doch all ihr materieller Besitz war verloren. Wie sollte ihre Familie jetzt überleben? Wie die Erinnerungen und die Angst vor erneuter Gewalt bewältigen? Und wie mit den Nachbarn umgehen, die ihr nach ihrer Rückkehr feindselig begegneten? Gott hatte Antworten. Und andere Christen spielten dabei eine wichtige Rolle.

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Von Open Doors

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„Ich konnte meine Söhne nicht dauerhaft verstecken“

Im September 2023 schlugen in der äthiopischen Stadt Kibet die Spannungen zwischen Muslimen und Christen in Gewalt um. Dabei wurden mehr als 20 Häuser von Christen in Brand gesteckt und fünf von Christen geführte Geschäfte zerstört. Sechs Christen mussten im Krankenhaus medizinisch versorgt werden. Auslöser der Übergriffe waren nach Angaben örtlicher Kirchenleiter und Kontaktpersonen von Open Doors Berichte über Schwierigkeiten muslimischer Studenten, für die nach Überzeugung einiger Muslime ein Christ verantwortlich war. Die muslimische Gemeinschaft in der Stadt beschloss daraufhin, die Christen aus dem Gebiet zu vertreiben. Das rigorose Vorgehen der herbeigerufenen Armee verstärkte die Spannungen weiter, so dass über 90 Christen Zuflucht in einer nahegelegenen Stadt suchten.

Unter ihnen waren auch Desta Adamu und ihre vier erwachsenen Kinder. Nach dem Tod ihres Mannes vor 15 Jahren war Desta zum Glauben an Jesus gekommen. Sie besaß ein kleines Café in Kibet und konnte dadurch ihre Familie ernähren. Doch als die Angriffe begannen, wurden ihr Geschäft und ihr Haus zerstört. Sie berichtet: „Wir versteckten uns in einem Nachbarhaus. Sie hatten es vor allem auf die Männer abgesehen … und meine Söhne sind jetzt Männer, ich konnte sie nicht dauerhaft verstecken. Ich kann den Schmerz und die Sorge nicht beschreiben, die ich in diesem Chaos empfand. Wir haben alles verloren.“

Antwort auf schwere Fragen

Nach zwei Monaten gaben die Behörden bekannt, dass alle in ihre Häuser zurückkehren könnten. Obwohl Desta nicht wollte, drängten ihre Kinder sie, bis sie schließlich einwilligte. Sie berichtet: „Es war eine sehr schwierige Situation, niemand sprach mit uns, sie sagten nicht einmal guten Morgen zu uns.“ Wie sollte sie weiterhin mit Menschen zusammenleben, die sie angegriffen hatten und die dies jederzeit wieder tun konnten? Wie sollte sie vergeben und das Geschehene hinter sich lassen? Einer ihrer Söhne sagte: „Lass sie kommen, und wenn sie uns töten, dann lass sie kommen, wir gehen zu Gott!“

Inmitten all ihrer Sorgen erhielt Desta von unseren äthiopischen Partnern das Angebot, an einem Traumaseminar teilzunehmen. Sie sagt über diese intensive Zeit: „Dadurch haben sich unzählige Dinge in mir verändert. Ich fragte mich immer, wie ich den Menschen in unserem Umfeld nach unserer Rückkehr vergeben und mit ihnen leben sollte. Aber durch das Seminar habe ich etwas über Demut gelernt und darüber, dass auch Jesus verfolgt wurde. Jesus wurde auch gehasst und ausgestoßen. Ich habe gelernt, mich mit diesen Menschen anzufreunden und ihnen durch mein Verhalten das Evangelium zu vermitteln“, sagt sie. „Wir müssen wissen, dass sie uns nicht lieben, aber wir müssen für sie leben.“

Mittlerweile kann Desta sogar Gottes Hand in all den Schwierigkeiten erkennen: „Obwohl wir keine Arbeit haben, haben wir Essen und Wasser, wir leben noch. Ich habe sogar das Gefühl, dass Gott mir eine Zeit der Ruhe geschenkt hat. Wir kennen unser Morgen nicht, wir kennen nur unser Heute; allein Jesus kennt unser Morgen. Er sei gepriesen! Wenn ich an diese Situation denke, sage ich: Gott wollte meinen Glauben stärken, weil er weiß, woraus er mich gerettet hat.“

*Name geändert