Die unmoralischen Angebote auf dem Arbeitsmarkt

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Die Agentur für Arbeit drängt Arbeitslose in die Prostitution? Von offizieller Seite wird man sich mit Händen und Füßen gegen diese „Unterstellung“ wehren. Jedoch bei genauerer Betrachtung, ergibt sich ein ganz anderes Bild.

„Klickte man auf ein Jobangebot – so landete man auf einer Porno-Seite“

>>Österreich (Zeitung) <<

„Es ist eine Panne, die man sich bis jetzt noch nicht erklären kann. Wie der „Standard“ berichtet, schlichen sich in den letzten Tagen auf der Website immer wieder Sexfilme auf die Seite. Klickte man auf ein Jobangebot, so landete man auf einer Porno-Seite. Auch Angebote von Escort-Services tauchten auf. Nun prüft die zuständige IT-Abteilung, wo der pikante Fehler liegt. Vermutlich ist ein Fehler im Algorithmus schuld. Dieser soll eigentlich die Inhalte von Drittanbietern prüfen, dürfte dies aber augenscheinlich nicht mehr im richtigen Ausmaß tun. Eine andere Theorie deutet auch auf Hacker hin.“

Arbeitsangebote: „Angebote von Escort-Services“

>>Berliner Kurier<<

„Kein Zwangs-Job im Sex-Shop! Dabei hatte das Jobcenter im Berliner Stadtteil Pankow genau das für Sabine R. vorgesehen. Die Behörde bot der 40-jährigen Langzeitarbeitslosen eine Stelle im „Erdbeermund Erotic-Store“ in Charlottenburg an. Dazu gab es die „Rechtsfolgenbelehrung“ – kurzum: Wenn R. nein sagt, wird das Arbeitslosengeld II gekürzt, um 60 Prozent. „Bewerben Sie sich bitte umgehend schriftlich oder per E-Mail. Alternativ stellen Sie sich bitte umgehend persönlich vor“, mahnte die Behörde. Der „Erdbeermund“-Betreiber erwarte zugleich unter anderem „Aufgeschlossenheit“. … Die Antwort des Arbeitsministeriums liegt nun vor: In die – wenngleich legale– Prostitution vermitteln die Jobcenter in der Praxis schon seit vielen Jahren nicht. Sex-Shops sind dagegen eine Grau-Zone.“

„Die Behörde bot der 40-jährigen Langzeitarbeitslosen eine Stelle im „Erdbeermund Erotic-Store“ in Charlottenburg an“

Die Schattierungen jener besagten „Grau-Zone“ unterliegen den steten Wandel der verwaltungstechnischen Begrifflichkeit der „Zumutbarkeit“ . Immer wieder kommen Fälle an die Öffentlichkeit, wo Behörden in erster Linie junge Frauen ins Erotikgewerbe, beziehungsweise artverwandte Wirtschaftszweige – mehr oder minder zwangsweise – versuchen zu vermitteln.

Das Stigma im Lebenslauf bleibt

Das sich daraus ergebene Stigma im Lebenslauf dürfte, die weitere berufliche Zukunft zumindest beeinträchtigen, wenn nicht gar ganz verbauen. Hinzu kommt eine kaum beachtete praktische Wirklichkeit: Schon heute wird jegliche Behörde, alle nur denkbaren Zuständigkeiten weit von sich weisen, wenn der Arbeitgeber sukzessive immer mehr von der ursprünglichen fiktiv vermittelten „Restaurantfachfrau“ abverlangt. Denn das horizontale Gewerbe genießt sicherlich nicht ganz zu Unrecht den Ruf – „unkonventionelle“ – Lösungen für Probleme zu finden.

„Viele Morde an Prostituierten werden niemals aufgeklärt“

>>Welt<<

„Eine 30-Jährige in Nürnberg, eine 35-Jährige in Regensburg und sogar gleich zwei Frauen in einer Nacht in Hof: Viele Morde an Prostituierten werden niemals aufgeklärt oder erst nach Jahrzehnten. Bei mehreren solcher Verbrechen in Bayern sucht die Polizei auch nach 25 oder 30 Jahren noch immer nach den Tätern. Auch in den beiden aktuellen Fällen aus Nürnberg tappt die Polizei noch im Dunkeln. Das Bundeskriminalamt stuft Prostituierte als „Gruppe mit hohem Opferrisiko“ ein. … Das Landeskriminalamt kann aufgrund seiner Statistiken weder sagen, wie oft es Gewaltverbrechen an Prostituierten gibt, noch wie die Aufklärungsrate in diesen Fällen ist.“

„Bundeskriminalamt stuft Prostituierte als „Gruppe mit hohem Opferrisiko“ ein“

Ungeachtet dessen treibt das System „Hartz IV“ immer mehr Frauen aus purer finanzieller Not in die Prostitution.

Armut – Prostitution und Drogen gehören fast immer zusammen

>>Inside Duisburg-Marxloh – Franz Voll (Buch) <<

„Ich habe Sie eigentlich hierherbestellt, um Sie zu interviewen. Gabi: Das verwirrt mich jetzt etwas, ich weiß nicht genau, ob ich das will. Wir machen ein Buch über Marxloh und Sie haben Duisburg-Marxloh auf Ihrer Seite angegeben. Ich würde mich freuen, wenn Sie für das Geld meine Fragen beantworten würden! Gabi: Okay, aber eines kann ich schon jetzt sagen, ich bin seit fünf Jahren raus aus Marxloh. Die Seite, die Sie gefunden haben, muss eine alte Seite sein. Aber Sie stammen doch aus Marxloh und haben da auch als Prostituierte gearbeitet? Gabi: Ja, ich war bis zu meinem 22. Lebensjahr Marxloherin. Sie arbeiten als Prostituierte. Wie alt sind Sie und warum machen Sie das? Und wie alt waren Sie, als Sie angefangen haben? Gabi: Sag bitte »du«, dass Sie ist nicht nötig. Ich bin 27 Jahre alt und mache das schon seit vielen Jahren. Angefangen habe ich mit 20 Jahren, weil ich Geld brauchte und weil es in Marxloh keine ­Alternativen gibt. Ich hätte einen Minijob haben können, aber ­davon kann man auch nicht wirklich leben. Und da es mir nichts ausmacht, schlafe ich halt mit Männern. Das muss man aber aushalten können. Ich habe viele Frauen gesehen, die das versucht, aber nicht geschafft haben. Manche nehmen vorher Drogen gegen den Ekel. Aber das führt definitiv in die Gosse, denn irgendwann machst du alles für einen Schuss.“

Armut führt zu Prostitution: „Weil ich Geld brauchte und weil es in Marxloh keine ­Alternativen gibt“

Die Jobcenter verhängen jedes Jahr eine siebenstellige Zahl an Sanktionen, wo den Betroffenen die Sozialhilfe teilweise oder ganz versagt wird. Wovon die Menschen ihr Leben bestreiten sollen: Dafür interessiert sich die zuständige Behörde bestenfalls Fall am Rande.