“Passen die oben angeführten objektiven Kriterien des Art. 1 b) der ILO-Konvention 169 auch auf die Sorben und Wenden”

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Schon mal etwas von Doppeldenk gehört? Eine Sache kann gut und schlecht gleichzeitig sein. Der offizielle Dachverband der Sorben hatte einst zum “Grab des Sorbentums” eine interessante Einstellung gehabt. Auch heutzutage tut er sich durch eine seltsame Doppeldenk-Logik hervor.

“Kombinat Schwarze Pumpe als „Grab des Sorbentums“ bezeichnet”

>>Der Märkische Bote<<

“Als künftiger Motor der DDR-Wirtschaft ist das Gas- und Energiekombinat Schwarze Pumpe während seiner Aufbauzeit bezeichnet worden. Von Mitte der 1950er- bis Mitte der 1960er-Jahre gab es auf der Großbaustelle mitten in der Lausitzer Heide südlich von Spremberg bis zu 15 000 Arbeitskräfte. Diese kamen aus allen Teilen der DDR. Über deren Zusammensetzung sowie den Einfluss auf die bis dato fast rein sorbisch geprägte Umgebung hat der Bautzener Historiker Dr. Edmund Pech vom Sorbischen Institut geforscht. … Nicht zuletzt wurde das Kombinat Schwarze Pumpe als „Grab des Sorbentums“ bezeichnet.”

Doppeldenk: Als Braunkohle für die Domowina noch gut war

Zum damaligen Zeitpunkt hat es schon eine Domowina gegeben und zeitgenössische kritische Stimmen über diese Entwicklung wird man vergebens suchen. Lediglich die lokale Bevölkerung hatte massive Kritik. Heutzutage wird – in der Logik des Doppeldenks – genau spiegelverkehrt argumentiert.

“Die große Mehrheit der sorbischen Bauern arbeitete völlig freiwillig und sehr bewusst selbst in der Kohle”

>>Marcel David Braumann<<

“Die große Mehrheit der sorbischen Bauern arbeitete völlig freiwillig und sehr bewusst selbst in der Kohle, weit bevor die zur Umsiedlung der Dörfer führte. Weil in den Kohle-Gruben viel mehr Einkommen für die Familien zu erzielen war als in der Landwirtschaft auf den sandigen Böden. Ja, das sorbische Volk ist „First Nation“, die Sorben sind die Ureinwohner der Lausitz. Aber wir haben keine spezifisch sorbische Wirtschaftsweise.”

Wie viel Anti-Sorben-Politik darf es sein?

Im Gegensatz zur Vergangenheit spielen die Arbeitsplätze von Sorben im Lausitzer Revier für die Domowina keine wirkliche Rolle mehr. Sollten sich betroffene Sorben diesbezüglich am offiziellen “Dachverband der Sorben” wenden, werden sie entweder auf taube Ohren stoßen oder sinnfreie Plattitüden als Antwort bekommen. Wo kommt also der plötzliche Sinneswandel her? Die Frage lässt sich wohl eher am Geld festmachen.

Was es mit dem ominösen Dachverband der Domowina wirklich auf sich hat

>>Domowina<<

“Die Domowina ist der Dachverband der Lausitzer Sorben und Sprecherin der Interessen des sorbischen Volkes. Sowohl in Brandenburg als auch in Sachsen ist sie gesetzlich als Interessenvertretung anerkannt. Wir vertreten 200 Gruppen und lokale Vereinigungen, regionale Verbände und überregionale Vereine mit ca. 7.500 Mitgliedern.”

Warum sogar Landkreise der Domowina beitreten können

Es handelt sich hierbei – mehr oder weniger – um die Eigenbeschreibung der Domowina. Für Unbedarfte mag es sich beeindruckend anhören, was es aber bei genauer Betrachtung nicht ist. Die Domowina ist keine staatliche Behörde, sondern ein Verein. Von den ungefähr 60.000 Sorben sind nur ein Bruchteil darin überhaupt organisiert. Zumal die Domowina selbst keine Zahlen über Mitglieder-Karteileichen oder Arten der Mitglieder veröffentlicht. Sogar “Landkreise” können der Domowina beitreten. Und auch Nicht-Sorben können darin Vereinsmitglied werden.

Interessenkonflikt: Was es mit der der “freiwilligen Mitgliedschaft” auf sich hat?

Außerdem ist es mit der “freiwilligen Mitgliedschaft” so eine Sache. Sorbische Vereine, welche eine bewusste Nicht-Mitgliedschaft der Domowina in Betracht ziehen, haben faktisch jede Förderung mit öffentlichen Mitteln verwirkt. Praktisch wird also die “Gefolgschaft” per Steuergeld erkauft, was auf einen Interessenkonflikt hinausläuft. Die politische Leitlinie gibt dann die Domowina vor und die ist einfach zu erkennen: Die aktuelle Regierungsmeinung ist faktisch immer auch die Meinung der Domowina: Deshalb kann die Förderung von Braunkohle im Sorbischen Siedlungsgebiet für die Domowina gut und schlecht gleichzeitig sein, je nach aktueller politischer Ausrichtung der aktuellen Regierung. Der Doppeldenk von George Orwell in Perfektion.

“Ja, das sorbische Volk ist „First Nation“, die Sorben sind die Ureinwohner der Lausitz”

>>Marcel David Braumann<<

“Ja, das sorbische Volk ist „First Nation“, die Sorben sind die Ureinwohner der Lausitz. Aber wir haben keine spezifisch sorbische Wirtschaftsweise. Der Vorstoß des „Serbski sejm“ schickt die Sorben wieder auf die Bäume, pardon zurück in den Wald, wo die Slawen vor über tausend Jahren tatsächlich noch anders wirtschafteten als die von Westen heranrückenden Stämme der Germanen. Hier wird also jetzt politisch eine Schlacht geschlagen, die vor einem Jahrtausend bereits „verloren“ wurde.”

Haben Sorben jemals auf Bäume gelebt?

Es handelt sich bei der Person um ein typischen Vertreters der Domowina, welcher sich formal für die Interessen der Sorben einsetzt: Nur seine Äußerungen spiegeln genau das Gegenteil wider. Im Gegensatz zu seiner “Sichtweise” haben die Lausitzer Sorben weder im Wald, noch auf Bäumen gelebt. Die typischen historischen Schrotholzhäuser können noch heute besichtigt werden.

“Verbringen Sie erholsame Urlaubstage in unserem neuen Schrotholzhaus”

>>Ferienhaus am Mühlteich – Lausitz<<

“Ferienhaus am Mühlteich – Lausitz – Werda liegt in einer reizvollen Heide- und Teichlandschaft. Die ländliche und ruhige Umgebung lädt zum Erholen und Entspannen ein. Verbringen Sie erholsame Urlaubstage in unserem neuen Schrotholzhaus, welches barrierefrei erbaut wurde.”

“Ferienhaus am Mühlteich – Lausitz” – “Die ländliche und ruhige Umgebung lädt zum Erholen und Entspannen ein”

Auch werden davon zeitgenössische Varianten gebaut, inklusive Zentralheizung, Strom, Dämmung und Internet, worin es sich gut leben lässt. Auch ansonsten waren die Lausitzer Sorben schon immer eng mit Landwirtschaft und klassischen Handwerk verbunden. Doch der Vertreter der Domowina zeichnet eher das Bild eine rückständigen Urwaldstammes, welche den Anschluss an die moderne Zeit verpasst hat. Mit öffentlichen Geld wird also Anti-Sorben-Politik betrieben, wobei selbst der wissenschaftliche Dienst des Deutsche Bundestag hierbei weiter ist.

“Die Sorben und Wenden konnten in diesem Gebiet über Jahrhunderte auch ihre Sprache und kulturelle Eigenarten beibehalten”

>>Deutscher Bundestag (PDF-Datei) <<

“Nichtsdestotrotz könnte insbesondere das Volk der Sorben und Wenden, welches in bestimmten Gebieten in Brandenburg und Sachsen ansässig und als nationale Minderheit anerkannt ist, auch die oben erläuterten Merkmale eines indigenen Volkes erfüllen. … Die Sorben und Wenden konnten in diesem Gebiet über Jahrhunderte auch ihre Sprache und kulturelle Eigenarten beibehalten, die auch die Politik der Nationalsozialisten im Dritten Reich überdauert haben. Insofern passen die oben angeführten objektiven Kriterien des Art. 1 b) der ILO-Konvention 169 auch auf die Sorben und Wenden.”

“Passen die oben angeführten objektiven Kriterien des Art. 1 b) der ILO-Konvention 169 auch auf die Sorben und Wenden”

Im Allgemeinen zeichnet sich der Deutsche Bundestag weniger durch eine freundliche Politik gegenüber Sorben aus, aber einige Tatsachen sind nun mal nicht aus der Welt zu bekommen. In diesem Zusammenhang war es auch mal wichtig Aussagen eines typischen Vertreters der Domowina zu nennen, wobei dieser nicht mal in der Lausitz geboren ist. Er kommt aus einer ganz anderen Region und hat im Zuge der Wiedervereinigung beschlossen plötzlich “Sorbe” zu werden und hat danach bei der Domowina eine regelrechte Blitzkarriere hingelegt. Vielmehr dürfen wir in diesem Zusammenhang nicht veröffentlichen, den Rest muss sich also jeder selbst denken.