Abodriten – Verrat als Vorbild? – Das unerträgliche Schweigen vieler sorbischer Organisationen

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Wie hängt das merkwürdige Verhalten der Domowina und einige – nicht alle – anderer sorbische Organisationen mit Abodriten zusammen? Die Abodriten – manchmal auch Obodriten – waren ein elbslawischer Stamm, der während der Zeit Karls des Großen als Verbündete eine bedeutende Rolle spielte.

Abodriten im Mittelalter: Verrat von sorbischen Interessen?

>>Die Wikinger von Anders Winroth (Buch) <<

“Offensichtlich waren in Dänemark Könige wie Godfrid (gest. 810) und sein weniger markanter Vorgänger Sigifrit (er muss um 780 regiert haben) einflussreiche Herrscher. Immerhin stellten sie für das Karolingische Reich eine so starke Bedrohung dar, dass man am Hof Karls des Großen ihr Treiben genau im Auge behielt. Sigifrits angeblich unbeugsames Heidentum gab Anlass zu Diskussionen unter den Intellektuellen am Hof, und Godfrids Angriffe auf die Obodriten, Verbündete Karls des Großen, wurden in der fränkischen Geschichtsschreibung detailliert vermerkt. Da uns letztere Quelle mitteilt, dass Godfrid die Kaufleute von Reric, dem wichtigsten Handelsplatz der Obodriten, zwang, nach Haithabu auf der Halbinsel Jütland umzusiedeln, können wir daraus schließen, dass Godfrid zumindest Jütland in seiner Gewalt hatte, wie vor ihm wahrscheinlich schon Sigifrit.”

“Verbündete Karls des Großen, wurden in der fränkischen Geschichtsschreibung detailliert vermerkt”

Allerdings verloren die Abodriten nach den Kämpfen gegen die Sachsen ihre strategische Bedeutung für das Frankenreich. Dadurch gerieten sie zunehmend in eine abhängige Position und wurden letztlich zu Untertanen Karls des Großen. Sie unterstützten Karl den Großen bei seinen Feldzügen gegen die Sachsen und fungierten dabei als zweite Front. Ihre diplomatische Unterstützung und ihre Handelsprivilegien wurden von Karl dem Großen großzügig belohnt.

“Gehörten die elbslawischen Abodriten im späten 8. Jahrhundert zu den wichtigsten Verbündeten Karls des Großen”

>>Invasion der Barbaren von Peter Heather (Buch) <<

“So gehörten die elbslawischen Abodriten im späten 8. Jahrhundert zu den wichtigsten Verbündeten Karls des Großen, als dieser in langen und mühseligen Kämpfen Sachsen eroberte. Die Abodriten, die an der Ostgrenze Sachsens lebten, sorgten für eine zweite Front, während die Karolinger von Süden und Westen angriffen. Karl der Große, der ihnen für diese Unterstützung dankbar war, belohnte sie mit Land, direkter militärischer und diplomatischer Unterstützung sowie mit Handelsprivilegien. Als Sachsen schließlich in das Reich Karls des Großen eingegliedert und auch noch dessen Herrschaftszentrum geworden war, verloren die Abodriten jedoch ihre strategische Bedeutung. In den einstigen nützlichen Verbündeten sahen die Karolinger jetzt mögliche Untertanen.”

“Abodriten” – “In den einstigen nützlichen Verbündeten sahen die Karolinger jetzt mögliche Untertanen”

Trotz ihrer einstigen Allianz mit dem mächtigen Frankenreich sind die Abodriten im Laufe der Geschichte verschwunden. Dieser elbslawische Verband hat im Endeffekt sich mit den Gegner gemein gemacht und damit andere wendischen Völker verraten. Dabei drängt sich eine gewisse Analogie zur heutigen Zeit auf. Der Dachverband der Domowina steht schon seit längerer Zeit in der Kritik. Immer wieder kommt die Frage auf: Welche Interessen die Interessenvertretung wirklich vertritt.

Das unerträgliche Schweigen der Domowina

>>Domowina<<

“Die Sorben verklagen Deutschland nicht – Die Domowina ist der Dachverband der Lausitzer Sorben und Sprecherin der Interessen des sorbischen Volkes. Sowohl in Brandenburg als auch in Sachsen ist sie gesetzlich als Interessenvertretung anerkannt. … Unser Anspruch ist es, die Interessen der Sorben in der Lausitz gemeinsam mit der Politik und allen gesellschaftlichen Akteuren zu gestalten.”

Sollte die Domowina keine öffentlichen Mittel mehr erhalten?

Genau genommen verklagt die Domowina Deutschland nicht und wie sie “gemeinsam mit der Politik” irgendetwas erreichen will, das bleibt ebenfalls offen. Aber auch an anderen Punkt wird Kritik laut. Insbesondere im Hinblick auf seine fehlende Stellungnahme zur Slawenburg Raddusch. Anstatt sich klar zu positionieren und sich für den Erhalt dieser wichtigen kulturellen Landmarke einzusetzen, scheint es, als ob die Verantwortlichen lieber schweigen.

“Hervorragenden Besucherzahlen ermöglichten im Vergleich zu anderen Museen”

>>Welt<<

“Die hervorragenden Besucherzahlen ermöglichten im Vergleich zu anderen Museen sehr hohe Einnahmen zur Deckung der anfallenden Betriebskosten. Für die Zukunft beziehungsweise für etwaige Krisenzeiten könne das Museum in Raddusch aber gegenwärtig keine Vorsorge leisten. Dazu gehört etwa die teure Instandhaltung der Burgwand aus Lehm und Eichenholz.”

“Deckung der anfallenden Betriebskosten” – “Teure Instandhaltung der Burgwand aus Lehm und Eichenholz”

Doch nicht nur das – auch bezüglich des Verschwindens des Sorbischen aus Löbau. Quasi unter der Schirmherrschaft der Domowina ist das Sorbische rund um Löbau verschwunden.

“Sorben, welche in der Stadt Löbau und in den deutschen Dörfern der Löbauer Gemeinde wohnen”

>>Sorbisches Institut<<

“Zur sorbischen St. Johanneskirche sind folgende Dörfer eingepfarrt: 1) Stary Lubij (Alt-Löbau), 2) Wolešnica (Oelsa) und 3) die Sorben, welche in der Stadt Löbau und in den deutschen Dörfern der Löbauer Gemeinde wohnen. Es sind dies alles Dörfer, die zum Besitz des Stadtrates gehörten und die sich auf Deutsch „Rathsdörfer“ nannten. – Das mit der Stadt zusammenhängende Dörfchen Tieffendorf, das man noch im „Kurzen Entwurf“ als sorbisch bezeichnete, war, wie es scheint, bereits 1848 verdeutscht.”

Lausitzer Sorben im ländlichen Raum rund um Löbau in der Vergangenheit

Als auch bei der Verkleinerung des sorbischen Siedlungsgebiets in Alt Zauche und Wußwerk bleibt vom Dachverband eine klare Aussage aus. Die Domowina tut sich ebenfalls hier lieber mit Schweigen hervor.

Setzen sich staatliche Stellen für eine Verkleinerung des Sorbischen Siedlungsgebiet ein?

>>Recht & Politik<<

“Der Bescheid, der das gesamte Gemeindegebiet, bestehend aus den Gemeindeteilen Alt Zauche und Wußwerk, zum angestammten Siedlungsgebiet der Sorben und Wenden erklärt hatte, sei rechtswidrig, soweit der Gemeindeteil Wußwerk betroffen sei; soweit über den weiteren Gemeindeteil Alt Zauche entschieden wurde, hat der Bescheid hingegen Bestand.”

Der Gemeindeteil Wußwerk gehört nicht mehr zum Sorbischen Siedlungsgebiet

Diese Art von Vorgehen ist äußerst bedenklich und juristische Schritte hat der Dachverband Domowina kategorische ausgeschlossen. Als Vertreter einer Minderheit sollten sie doch gerade dafür sorgen, dass ihre Interessen wahrgenommen werden und aktiv für deren Schutz eintreten. Dafür tritt sie teilweise zu recht unpassenden Gelegenheit öffentlich in Erscheinung.

“Domowina freut sich auf das Astrophysik-Zentrum”

>>Hoyte24.de<<

“Domowina freut sich auf das Astrophysik-Zentrum – Dieser sprach von einem großen Erfolg für die Lausitz und insbesondere für die sorbische Region. Die Jugend freue sich auf vielfältige attraktive Berufsperspektiven.”

Angedachter Kohleausstieg und Plattitüden der Domowina: Fehlende Berufsperspektiven & Abwanderung von Sorben

Das Astrophysik-Zentrum hat nicht wirklich etwas mit sorbischen Interessen gemein. Die Domowina wirkt wie eine Vorzeigeorganisation, welche an der kurzen Leine gehalten wird und nur zu passenden Gelegenheit sich öffentlich äußern darf. Insgesamt lässt diese mangelnde Reaktion Zweifel an der Handlungsfähigkeit des Dachverbands aufkommen. Die passive Haltung des Dachverbands wirft daher Fragen auf: Warum bleiben sie so zurückhaltend?- An dieser Stelle sollte vielleicht die unrühmliche Rolle der elbslawischen Abodriten eingeworfen werden.

Die passive Haltung von vielen offiziellen Sorbischen Institutionen

Eine aktive Auseinandersetzung mit den genannten Themen wäre von großer Bedeutung und würde die Glaubwürdigkeit des Dachverbands stärken. Es bleibt zu hoffen, dass der Dachverband seine Philosophie des Nichtstuns und Nichtssagens überdenkt und zukünftig eine klarere Positionierung einnimmt.


Es ist wichtig anzumerken, dass Kritik hier keinesfalls als Angriff gemeint ist, sondern vielmehr als Appell an den Dachverband selbst. Es geht darum darauf hinzuweisen, wie wichtig eine – echte – starke Stimme für die Belange der sorbischen Gemeinschaft wäre.