Indien: Hindu-Nationalist fordert Enthauptung von Christen

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Rede eines Religionslehrers schürt Hass – Hindu-Nationalisten greifen weiter Christen an

Ein prominenter indischer Religionslehrer hat mit einem Aufruf zur Gewalt Hass auf Christen geschürt, die angeblich Hindus unter Zwang zum christlichen Glauben bekehren. Mit der gleichen Begründung verübten Hindu-Nationalisten im Oktober mehrere Übergriffe auf Christen. Bereits seit Monaten finden in Zentralindien Kundgebungen und Massenproteste gegen Christen und deren angebliche Bekehrungsaktivitäten statt.

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Von Open Doors

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„Manchmal ist es wichtig, das Feuer zu entfachen“

„Enthauptet diejenigen, die kommen, um zu bekehren!“, forderte der Religionslehrer und Hindu-Nationalist Swami Parmatmanand bei einer Kundgebung gemäß „The Wire“, einem indischen Nachrichtenportal. „Jetzt werdet ihr sagen, dass ich Hass verbreite, obwohl ich ein Heiliger bin“, sagte er weiter. „Aber manchmal ist es wichtig, das Feuer zu entfachen.“ Die Kundgebung fand am 1. Oktober im indischen Bundesstaat Chhattisgarh statt, wo seit einigen Wochen Massenproteste gegen Christen stattfinden, denen man unterstellt, Hindus zur Annahme des christlichen Glaubens zu zwingen. Eine Videoaufnahme der Rede zeigt unter den Zuhörern mehrere führende Vertreter der hindu-nationalistischen Partei BJP, welcher auch der indische Premierminister angehört.

Politiker anderer Parteien weisen die Vorwürfe gegen Christen als haltlos zurück. Mahendra Chhabda, Mitglied der aktuellen Regierung des Bundesstaates, erklärte gegenüber der britischen Tageszeitung „The Guardian“, Zwangsbekehrungen seien kein Problem im Staat und niemand habe ihm auch nur einen einzigen Fall belegen können. Dagegen verteidigte Brijmohan Agrawal, ehemals Minister unter der 2018 abgewählten BJP-Regierung von Chhattisgarh, die Kampagne gegen Zwangsbekehrungen: „Wir thematisieren das lautstark, denn es wird die Bevölkerungszusammensetzung des Landes verändern und stellt eine Gefahr für Recht und Ordnung dar.“

„Die Art und Weise, wie [die Hindu-Nationalisten] die Botschaft des Hasses durch diese Kundgebungen und Proteste verbreiten, ist unfassbar“, sagte ein lokaler Christ gegenüber Open Doors. „Sie rufen Slogans wie ‚Schlagt diese Christen mit Schuhen‘, ‚Macht den Bekehrungen zum Christentum ein Ende‘, ‚Rettet euer Land‘ und ‚Rettet eure Religion‘. Sie rufen auch Beschimpfungen. Die Christen [in Chhattisgarh] leben in Angst und stehen unter permanentem Druck.“

Übergriffe auf Christen auch in anderen Bundesstaaten

Der durch Falschinformationen und Gerüchte über angebliche Zwangsbekehrungen angefachte Hass entlädt sich immer wieder in Angriffen auf Pastoren und christliche Versammlungen – auch in anderen Bundesstaaten. So drangen am 19. Oktober einige Hindu-Nationalisten gewaltsam in eine Kirche im südlichen Staat Karnataka ein und beschuldigten den Pastor und andere Christen, Menschen zur Konversion zu zwingen; am 3. Oktober griff ein Mob von fast 300 Menschen eine Kirche in Roorkee (Uttarakhand) an. Dabei wurden mehrere Christen verprügelt und Sachschäden angerichtet. Die Behörden lassen Angreifer oft ungestraft oder gehen sogar selbst gegen Christen vor. So wurden am 10. Oktober mehr als 50 Christen im nördlichen Bundesstaat Uttar Pradesh wegen angeblicher Verstöße gegen das Anti-Bekehrungs-Gesetz verhaftet, sieben von ihnen bleiben in Gewahrsam.

Auf dem Weltverfolgungsindex 2021 steht Indien an 10. Stelle der Länder, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.