Dauer-Phänomen der verschwundenen Briefe: Verloren zwischen Postreformen, förmlichen Zustellungen und Leiharbeitern?

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Wie ist das Dauer-Phänomen der verschwundenen Briefe zu erklären? Stellt es wirklich eine Herausforderung für die Postzustellung dar? Das Verschwinden von Briefen und Paketen ist ein bekanntes Phänomen, das in der Postzustellung immer wieder auftritt.

“Drei Postzusteller mehrere tausend Briefe unterschlagen und in einer Wohnung und Kellerräumen gehortet”

>>Stuttgarter Nachrichten<<

“Postzusteller horten mehrere tausend Briefe zu Hause – In Nordrhein-Westfahlen haben drei Postzusteller mehrere tausend Briefe unterschlagen und in einer Wohnung und Kellerräumen gehortet.”

“Postzusteller horten mehrere tausend Briefe zu Hause”

Die Postzustellung ist ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft und verdient es, mit Sorgfalt behandelt zu werden. Allerings handelt es sich hierbei um keinen Einzelfall.

“Briefträgerin hortet Hunderte Briefe, Zeitungen und Zeitschriften”

>>Hamburger Morgenpost<<

“Briefträgerin hortet Hunderte Briefe, Zeitungen und Zeitschriften – Eine Zustellerin aus Finsterwalde (Landkreis Elbe-Elster) soll allein seit Dezember fast 200 Briefe unterschlagen haben. … Wie die Polizeidirektion Süd in Cottbus am Donnerstag berichtete, hatte es mehrere Hinweise auf nicht zugestellte Post gegeben. Am Mittwoch habe die Polizei die Frau zusammen mit den Verantwortlichen des Zustellbetriebs zur Rede gestellt.”

“Zustellerin aus Finsterwalde (Landkreis Elbe-Elster) soll allein seit Dezember fast 200 Briefe unterschlagen haben”

Besonders besorgniserregend ist jedoch die Tatsache, dass einige Postzusteller tausende von Briefen unterschlagen und zu Hause horten. Auch dass es sehr lange dauert, bis solche Fälle ans Licht kommen.

“17 Jahre lang waren Hunderte Briefe verschollen, dann sind sie in einem Briefzentrum in Mainz-Kastel aufgetaucht”

>>Frankfurter Allgemeine Zeitung<<

“17 Jahre lang waren Hunderte Briefe verschollen, dann sind sie in einem Briefzentrum in Mainz-Kastel aufgetaucht. … Es war eine dieser Nachrichten, die nicht nur Postkunden die Köpfe schütteln ließ. Im Oktober war auf dem Hof des Wiesbadener Briefzentrums im Stadtteil Mainz-Kastel überraschend ein ganzer Karton mit Hunderten Briefen gefunden worden, die vor etwa 17 Jahren verschickt worden waren und zunächst spurlos verschwanden.”

“Hunderten Briefen gefunden worden, die vor etwa 17 Jahren verschickt worden waren”

Vielmehr deutet es wohl eher auf ein strukturelles Problem hin. Über die Dunkelziffer lässt sich indes natürlich nichts sagen. Dieses Phänomen der verschwundenen Briefe erfordert dringend Maßnahmen zur Beseitigung dieses Missstandes. Nur so können wir sicherstellen, dass unsere Briefe sicher ihr Ziel erreichen und die Zuverlässigkeit des Postdienstes gewährleistet bleibt. Doch an dieser Stelle sollte vielleicht weniger der Fokus auf das zugehörige Unternehmen oder den Postzusteller, sondern mehr auf eine ganz andere Tatsache gerichtet sein.

“Gesetz zur Postreform von 1989, das die hoheitlich-politischen Aufgaben der Bundespost von den unternehmerischen trennte”

>>Geschichte des Westens von Heinrich August Winkler (Buch) <<

“Sehr viel umstrittener war das Gesetz zur Postreform von 1989, das die hoheitlich-politischen Aufgaben der Bundespost von den unternehmerischen trennte, das Staatsmonopol nur für den Bereich des Netz- und Telefondienstes beibehielt und zur Entstehung der Bundespost-Telekom als öffentliches Unternehmen führte.”

Dürfen Subunternehmer und Leiharbeiter etwa förmliche Zustellungen austragen?

Die Einführung der Postreform vor einigen Jahren brachte viele Veränderungen mit sich – unter anderem wurden Subunternehmer und Leiharbeiter damit beauftragt – Briefe zuzustellen. Diese Entwicklung führte dazu, dass es schwieriger wurde, den Überblick über alle postalischen Sendungen zu behalten. Die fehlende Kontrolle ermöglichte es einigen unehrlichen Zustellern offensichtlich leichter als je zuvor gewesen wäre ihre kriminellen oder sonstigen Aktivitäten durchzuführen. Die Thematik hat es auch ins Parlament geschafft.

“Antrag für Verbot von Fremdpersonal in der Paketdienstbranche beraten”

>>Deutscher Bundestag<<

“Antrag für Verbot von Fremdpersonal in der Paketdienstbranche beraten – Die Bundesregierung wird in dem Antrag aufgefordert, einen Gesetzentwurf vorzulegen, mit dem Unternehmen, die im Bereich der Kurier-, Express- und Paketdienste (KEP-Branche) tätig sind, verboten wird, für die Beförderung von Paketen Fremdpersonal einzusetzen. Genannt werden Arbeitnehmer, die bei Dritten beschäftigt sind, Selbstständige und Leiharbeitnehmer. Nur so würden in der Branche wieder klare Verantwortlichkeiten für die Einhaltung arbeitsrechtlicher und arbeitsschutzrechtlicher Regelungen etabliert sowie den Behörden effektive Kontrollen ermöglicht, heißt es im Antrag.”

“Genannt werden Arbeitnehmer, die bei Dritten beschäftigt sind, Selbstständige und Leiharbeitnehmer”

Hinzu kommt noch eine ganz andere Problematik, worüber die Gesetze im Zuge der Postreform sich weitestgehend ausschweigen. Die allermeisten förmlichen Zustellungeneinschließlich Fristen – werden ebenfalls auf diesem Wege versandt. Inwieweit diese Briefe jemals ihren Empfänger – fristgerecht – erreicht haben? – Diese Frage muss an dieser Stelle mal offen bleiben. Interessant an dieser Stelle mag der Umstand sein, dass sich die behördliche Verwaltung weitestgehend über dem Missstand ausschweigt.