Indien: Wiederholt schwere Angriffe auf Christen in Chhattisgarh

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Hunderte an Weihnachten obdachlos, weitere Ausschreitungen im Januar

Im Bundesstaat Chhattisgarh wurden kurz vor Weihnachten mehr als tausend Christen gewaltsam aus ihren Häusern vertrieben. Sie gehören den Adivasi (indigene Stammesbevölkerung) an und sind zum christlichen Glauben konvertiert; das war offenbar der Hauptgrund für die Angriffe. Am 2. Januar flammte die Gewalt erneut auf – begünstigt durch die passive Haltung der Behörden.

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Von Open Doors

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Haltlose Vorwürfe und ausufernde Gewalt

Chhattisgarh ist einer der Bundesstaaten, die Anti-Bekehrungs-Gesetze eingeführt haben. Einheimische christliche Leiter sehen Anzeichen dafür, dass ein solches Gesetz bald auch auf nationaler Ebene eingeführt werden könnte. Auf Grundlage der herrschenden Anti-Bekehrungs-Gesetze kann nahezu jede Aktivität religiöser Minderheiten als unlauterer Versuch einer Zwangsbekehrung interpretiert werden – selbst ein öffentliches Gebet oder karitative Hilfsangebote. Diese einseitige Darstellung hat die Stigmatisierung der Christen stark befeuert. Konvertierte Christen werden immer wieder zur „Rückbekehrung“ zum Hinduismus gezwungen. In Chhattisgarh kam es in den letzten Monaten zu anhaltenden sozialen Boykotts und dem Ausschluss vieler Christen aus der Dorfgemeinschaft, oft verbunden mit Gewalt und Vandalismus. Am 18. Dezember eskalierte die Lage zu einem organisierten Angriff. Christen aus mehr als 15 Dörfern in den Bezirken Narayanpur und Kondagaon wurden attackiert und vertrieben, viele ihrer Häuser und Kirchen wurden zerstört. Bei kalter Witterung mussten sie teilweise tagelang unter freiem Himmel ausharren. Andere waren zwar in Gebäuden untergebracht, doch es fehlte an Nahrungsmitteln, Wasser, Kleidung oder Decken. Lokale Partner von Open Doors halfen rund um die Uhr mit dem Nötigsten. Wegen der Untätigkeit der Ordnungskräfte protestieren die Christen zusammen mit Leitern des christlichen Forums von Chhattisgarh vor dem Büro des Bürgermeisters, auch weil die Behörden keine Strafanzeigen aufnahmen.

Erneute Eskalation am 2. Januar: „Angriffe im Voraus geplant“

Am 2. Januar flammte die Gewalt erneut auf. Wütende Hindus gingen von Tür zu Tür, beschädigten erneut Kirchen, christliche Einrichtungen und Wohnhäuser. Sie drohten den Christen und forderten sie auf, das Dorf zu verlassen. Die herbeigerufene Polizei wurde ebenfalls angegriffen.

Roshan Paul*, ein Partner von Open Doors, berichtet: „Es handelte sich nicht um einen spontanen Mob, sondern um bewaffnete Banden, die diese Angriffe im Voraus geplant hatten. Viele von ihnen trugen Schwerter und Steine bei sich. Die Christen in Chhattisgarh werden beschuldigt, einer fremden Religion anzuhängen und die traditionelle Lebensweise der Stammesangehörigen zu gefährden.“ Paul fügt hinzu: „Die Behörden haben nichts unternommen, um das Problem anzugehen oder die Sicherheit der Kirchenbesucher zu gewährleisten. Kundgebungen und Versammlungen der christenfeindlichen Gruppen wurden nicht unterbunden, obwohl sie die Bevölkerung offen gegen Kirchenbesucher und Pastoren mobilisieren und aufhetzen.“ Es sei bekannt gewesen, dass Vorbereitungen für neue Angriffe im Gange waren; dennoch seien keine Maßnahmen ergriffen worden. „Stattdessen schließen sie die Gemeinschaftsunterkünfte und zwingen die Menschen, im Angesicht der Gewalt in ihre Dörfer zurückzukehren“, so Paul weiter.

Auf dem Weltverfolgungsindex 2022 belegt Indien den 10. Platz unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.