Parlament: Die Interessen der Lausitzer Sorben vertreten

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Eine lebhafte Diskussion um eine angemessene Vertretung der Sorben in der Lausitz ist schon seit geraumer Zeit entbrannt. Neben dem Serbski Sejm, existiert sogar auf Regierungsebene eine Initiative: Um ein eigenes Parlament zu errichten. Streng genommen hinkt man da der Entwicklung in vielen Ländern hinterher. Denn andere Staaten in Europa haben für ihre Minderheiten schon längst eigene Minderheiten-Parlamente eingerichtet.

„Bestimmt habe jeder zweite der 1,2 Millionen Lausitzer sorbische Wurzeln“

>>Chrismon<<

„60 000 Sorben und Wenden soll es geben, eine Hochrechnung von 1990. … bestimmt habe jeder zweite der 1,2 Millionen Lausitzer sorbische Wurzeln. In den Dörfern sieht er sie an den Briefkästen, die „Nowaks“, „Wehlans“ und anderen Namen, „die im Deutschen keinen Sinn ergeben“.

Mancher entdeckt im Laufe des Lebens seine slawischen Wurzeln

Manche Namen wurden im Laufe der Zeit auch „Germanisiert“ , weil die slawische Schreibweise nicht immer mit der Deutschen kompatibel sei. Dennoch werden einige Sorbische Traditionen – wie die Vogelhochzeit – auch von dem Deutschen gefeiert. Mancher entdeckt – oder wiederentdeckt – erst im Laufe des Lebens seine slawischen Wurzeln und fängt an die Sprache zu lernen. Zwar gibt es Regionen innerhalb der Lausitz mit deutlich sichtbaren Sorbischen Schwerpunkten: Aber eine klare Trennlinien lässt sich da mitnichten ziehen.

Die Interessen der Lausitzer Sorben vertreten

Rein formal soll die Domowina die Interessen der Lausitzer Sorben vertreten, doch die Praxis zeigt: Das es kaum gelingt. Die Domowina war schon zu DDR-Zeiten sehr nah an der Regierung gebaut und daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Verwobene Interessen und der Streit um Posten und Pöstchen sorgen für eine fortwährende Lähmung. Kritik an Regierungsentscheidungen: Die ist kaum wahrnehmbar.

Sorben: Chronischer Lehrermangel und Schlechter Sorbischuntericht

Als eingetragener Verein hängt die Domowina – bildlich beschrieben – sehr am Gängelband der hiesigen Regierung. Von offizieller Seite wird zwar gebetsmühlenartig betont, dass alles in bester Ordnung sei: Aber der chronische Lehrermangel und der schlechte Sorbisch Unterricht zeigen wiederum ein ganz anderes Bild von der Wirklichkeit. Ein zahnloser Verein kann niemals ein vollwertiges Parlament ersetzen. Tatsächlich gab – oder gibt – es sogar Bestrebungen – aus ungeahnter Richtung – ein Parlament für die Sorben zu schaffen.

„Errichtung einer demokratisch-legitimierten, sorisch/wendischen Volksvertretung“

>>Bundestag (PDF-Datei) <<

„Im Jahre 2011 unterbreitete eine Arbeitsgruppe unter Federführung des Präsidenten des Sächsischen Finanzgerichts Dr. Jürgen Rühmann einen Reformvorschlag zur Schaffung eines „sorbisch/wendischen Parlaments“, welcher die Errichtung einer demokratisch-legitimierten, sorisch/wendischen Volksvertretung in Gestalt einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft vorsieht. An der Wahl dieser Körperschaft solle sich jeder Bürger beteiligen können, der seinen Hauptwohnsitz im sorbischen Siedlungsgebiet (nach dem jeweiligen Landesgesetz) habe und sich dem sorbischen Volk zugehörig fühle. Die Körperschaft solle zwar neben die gegenwärtig existierenden Einrichtungen treten, dabei aber deren wesentliche Aufgaben zentral übernehmen. Zur effektiveren Interessenwahrnehmung und Repräsentation der sorbischen/wendischen Minderheit sollten ihr unter anderemweitreichende Verwaltungsbefugnisse eingeräumt werden. Der Reformvorschlag wurde bis heute trotz fortwährender Initiativen nicht im geltenden Recht implementiert.“

„Reformvorschlag wurde bis heute trotz fortwährender Initiativen nicht im geltenden Recht implementiert“

Von den Grundzügen her, stellt der Serbski Sejm die selben Forderungen. Eine eigene Volksvertretung – inklusive innerer Selbstverwaltung.

„Erarbeitung einer Verfassung des sorbischen/wendischen Volkes“

>>Serbski Sejm<<

„Der Ausschuss Verfassung/Recht stellte sein Konzept zur Erarbeitung einer Verfassung des sorbischen/wendischen Volkes sowie eines Staatsvertrages zur Klärung der Rechte und Pflichten der Inneren Selbstbestimmung und umfangreicher Mitbestimmung im Rahmen einer wirksamen Bildungs- und Kulturautonomie vor.“

„Inneren Selbstbestimmung und umfangreicher Mitbestimmung“ 

Dabei stellt eine eigene Volksvertretung – inklusive innerer Selbstverwaltung – in Europa keine Besonderheit da. Das Volk der Samen besteht – wie das Volk der Sorben – aus nicht mal 100.000 Menschen – wobei manche Schätzungen auch höher ausfallen. Trotz ihrer geringen Bevölkerungsgröße: Die Samen werden seit dem Jahre 1989 in einen eignen Parlament vertreten. Zugleich sind die Samen offiziell als Urbevölkerung und Kulturträger von Europas anerkannt. Vor diesem Hintergrund erscheint es vollkommen unverständlich, weshalb eine Sorbischen/Wendischen Volksvertretung nicht schon längst umgesetzt wurde.