Serbski Sejm: „Der Sejm als Triebkraft einer bi-kulturellen Modellregion Lausitz“

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Der Serbski Sejm soll langfristig zu einen Sorbischen Parlament in der Lausitz ausgebaut werden. Als Leitgedanken, soll die Lausitz als Zweisprachige Region dabei eine Vorreiterrolle einnehmen.

>>Sächsische.de<<

„Sie wollen mehr Selbstbestimmung für die Sorben durchsetzen – vor allem bei Bildung und Kultur. Aber auch über Themen, wie Bergbau, Wasser, Demografie oder den Strukturwandel will der Sejm langfristig mitbestimmen. Dazu wären allerdings neue Verhandlungen über den Staatsvertrag mit Brandenburg, Sachsen und dem Bund notwendig. Diesen Weg wollen die Sejm-Macher gehen. Und Thomas Zschornak ist überzeugt: Eine freie und demokratische Wahl der eigenen Vertreter ist dafür die erste Voraussetzung. „Wir müssen Strukturen schaffen, wo wir keine Bittsteller mehr sind.“ … In Sachsen regelt diesen Vertretungsanspruch das Sächsische Sorbengesetz. … Um den Sejm einzubeziehen, müsste das Gesetz geändert werden. Die Absicht gibt es aktuell allerdings nicht. „Entsprechende Bestrebungen sind weder im Gange noch erkennbar“, sagt Andreas Friedrich vom Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst. … „Die Sorben wie auch die Lausitzer interessieren sich wieder für Politik. Die Reibungen waren notwendig, um den Menschen zu zeigen, wie wichtig es ist, Verantwortung selbst zu übernehmen“, sagt er.“

 

>>Lausitzer Rundschau<<

„Was soll gegen ein Parlament als einzigen demokratisch legitimierten Ort der Meinungsbildung für eine Volk sprechen? Ein privatrechtlicher Verein kann Interessen vertreten und hat das mangels eines vorhandenen Parlamentes auch getan, von Selbstbestimmung sind wir jedoch 30 Jahre nach der Wende immer noch weit entfernt! Auch mit mehr politischer Selbstbestimmung wird die Domowina nicht überflüssig – im Gegenteil: Mit mehr und ausreichenden Mitteln wird sogar noch mehr zu tun und vor allem möglich sein!“

 

>>Serbski Sejm<<

„Die Geschichte der Völker kennt Höhen und Tiefen. 1000 Jahre lang hatten sich Sorben und Wenden gegen Gewalt zu wehren. Seit Ende des zweiten Weltkrieges schützen deutsche Regierungen ihr Lebensrecht und fördern die Pflege der sorbisch-wendischen Kultur in gegebener Weise. Dafür sind verschiedene Institutionen zuständig. Die Stiftung für das Sorbische Volk verfügt über mehr Mittel als jemals in der Vergangenheit für die Förderung der sorbisch-wendischen Kultur aufgewandt wurde. Was aber ist und meint Kultur? Die sorbisch-wendische Literatur, Musik, Theater und weitere Genre, kurz sorbisch-wendische Kunst können sich sehen lassen. Noch bekannter und liebevoll gepflegt sind sorbisch-wendische Bräuche. Kultur aber findet nicht nur in Büchern, auf Bühnen, zu Ostern und in Institutionen statt, am wenigsten in Ämtern. Sie verwirklicht sich vor allem im täglichen Leben der realen Welt, wenig auffällig, doch maßgeblich für ein gutes Leben. Wichtige Elemente von Kultur sind Sprache, soziale Verbundenheit, Pflege von Lebensraum und Umwelt. In diesen fundamentalen Kategorien von Kultur gibt es keinen Fortschritt im sorbisch-wendischen Land. Die Lage hat sich verschlechtert trotz der vielen Institutionen, Gremien und eines ansehnlichen Budgets der Stiftung (2016 € 19,4 Mio.). Der Gebrauch der sorbischen und der wendischen Sprache ist erschreckend zurückgegangen und damit sorbisch-wendisches Bewusstsein. Zum Bildungsgipfel am 14. Januar in Bautzen berichtete der sorbische Rundfunk über einen ‚dramatischen Rückgang des täglichen Gebrauchs der sorbischen Sprache‘. Der soziale Zusammenhalt ist schwächer geworden. … Einer „Modellregion Sorbisch-wendische Lausitz“ mit diesem Fokus ist Aufmerksamkeit gewiss, deutschlandweit und international. Alle drei Probleme der Region sind auch globale Probleme. Sorben und Wenden haben gute Voraussetzungen, mit ihrem Modell einen Beitrag zur Lösung, wenigstens Entspannung der Lage beizutragen. Dabei streifen sie das Klischee eines Volkes ab, dem gelegentlich nur musealer Bedeutung beigemessen wird. Es ist wichtig, dass sich die Sorben und Wenden sichtbar und kreativ an der Lösung aktueller globaler Probleme beteiligen. So steht der Sejm für eine breitere Denkweise als oft mit dem Sorbischen und Wendischen assoziiert. Wähler sollten verstehen: Sorbisches und Wendisches ist nicht nur Folklore, sondern vor allem reiches Potential für zeitgemäße Perspektive. Einer jüngeren zweisprachigen Generation bietet eine Modellregion zweisprachige Lausitz weitreichende kreative Möglichkeiten, und die Älteren werden erkennen, dass traditionelle Werte unverändert gelten. Nur mit diesen allein aber hat das Sorbische-Wendische keine Zukunft in einer sich schnell verändernden Welt. Der Sejm als Triebkraft einer bi-kulturellen Modellregion Lausitz ist ein außerordentliches Projekt mit Blick auf die Herausforderungen unserer Epoche und auch in Erinnerung und Würdigung der sorbischen und wendischen Patrioten des 19. und 20. Jahrhunderts.“