“Trennung von zwei Reichen bestand” – Bauernkriege und die Aufteilung zwischen Staat und religiösen Institutionen

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Die Trennung zwischen Staat und religiösen Institutionen wird meist pauschal auf das Christentum und auf die moderne Zeit bezogen. Wahrscheinlich dürfte die Debatte noch älter als das Christentum sein. Zumindest wurde schon im Römischen Reich einem großen Wert auf die Staatsreligion gelegt. Besonders während des Bauernkrieges im 16. Jahrhundert tauchte die Diskussion erneut auf. Trotz allen gegenläufigen Bekundungen hält dieser Streit bis heute an.

“Trennung von Staat und Kirche – wer’s glaubt”

>>Spiegel<<

“Trennung von Staat und Kirche – wer’s glaubt – In Deutschland gibt es zwar keine Staatskirche – die Bundesrepublik und die christlichen Kirchen sind dennoch eng miteinander verknüpft. … Deutschland ist ein säkulares Land. “Es gibt keine Staatskirche”, so steht es in Artikel 140 des Grundgesetzes. Trotz des neutralen Staats sind sich Staat und Kirche nah – sie kooperieren auf vielen Gebieten miteinander.”

“Trotz des neutralen Staats sind sich Staat und Kirche nah – sie kooperieren auf vielen Gebieten miteinander”

Der Umfang dieser Kooperation würde vermutlich mehrere Bücher füllen. Die Eintreibung der religiösen Kirchensteuer durch das sehr – weltlicheFinanzamt ist sicherlich solch ein Beispiel. Nichtsdestotrotz ist es selbst innerhalb der Kirch umstritten: “Zwölf Thesen zur Kirchensteuer: Rettet die Kirche. Schafft die Kirchensteuer ab

“Zwölf Thesen zur Kirchensteuer: Rettet die Kirche. Schafft die Kirchensteuer ab”

>>Evangelische Nachrichtenagentur<<

“Die Kirche wäre ohne Kirchensteuer besser dran. Dieser Ansicht ist der bayerische evangelische Pfarrer Jochen Teuffel. … Sie sei eine Zwangsabgabe und widerspreche der christlichen Botschaft und den Bekenntnissen der lutherischen Kirche. Teuffels Forderungen widerspricht der Leiter der Finanzabteilung des EKD-Kirchenamtes, Oberkirchenrat … .”

“Sie sei eine Zwangsabgabe und widerspreche der christlichen Botschaft und den Bekenntnissen der lutherischen Kirche”

Über dieses Thema kann sich jeder seine Meinung bilden. Dennoch bleibt festzuhalten: Die Diskussion hält bis in die Gegenwart an. Im Zusammenhang mit dem Bauernkrieg und der Reformation war schon damals die Trennung zwischen Staat und religiösen Institutionen ein wichtiges Thema gewesen. Da die weltliche Macht sich auf eine religiöse Begründung berief, beschwor sie am Ende einen Bauernkrieg herauf.

“Trennung von zwei Reichen bestand: ein religiöses Reich, das erst künftig realisiert werden könne; ein weltliches Reich”

>>Die Ketzer Katharer, Waldenser und andere religiöse Bewegungen von Christoph Auffarth (Buch) <<

“Als sich die Revolutionäre von 1525 (Stichwort «Bauernkrieg») weigerten, neu eingeführte Abgaben der Landesfürsten zu akzeptieren und sich dafür auf die Bibel beriefen, wies Luther das zurück, indem er auf der Trennung von zwei Reichen bestand: ein religiöses Reich, das erst künftig realisiert werden könne; ein weltliches Reich, das vorläufig mit dem Gewaltmonopol der Landesherren der Kirche den Freiraum religiösen Lebens garantieren und die Störer dieses «Friedens» in die Ordnung zwingen müsse.”

“Gewaltmonopol der Landesherren der Kirche den Freiraum religiösen Lebens garantieren und die Störer dieses «Friedens» in die Ordnung zwingen müsse”

Schon Martin Luther hatte sich gegen den Missbrauch der Kirche und ihrer Macht gewandt. Selbst in heutiger Zeit hören sich diese Forderungen recht modern an. Der Kern des Konflikts ist aber weniger in der Religion, sondern mehr in einer anderen Tatsache suchen. Die religiösen Amtsträger haben die Begründung für eine höhere Besteuerung durch die weltliche Macht geliefert. Im Gegenzug stattete die weltliche Macht viele religiöse Amtsträger mit üppigen Privilegien aus. Vereinfacht: Beide Seiten spielten sich im gegenseitigen Einvernehmen die Bälle zu.

“Revolten gegen drückende Abgaben” – “Die ständische Kluft zwischen Bürgern und Bauern”

>>Deutsche Geschichte im Mittelalter von Frank Rexroth (Buch) <<

“Als prägend für die Mentalitäten sollte sich auch der Widerspruch zwischen dem Überherrschungsanspruch der landesherrlichen bzw. städtischen Obrigkeiten und dem Ideal der Selbstregulierung in Gilden und Gemeinden auswirken. Freilich darf man hinter den ca. 60 bäuerlichen und etwa 200 städtischen Unruhen des späten Mittelalters keine demokratischen Freiheitsbewegungen sehen. Doch ist bezeichnend, daß solche Aufstände, die zunächst begrenzte Partizipationskonflikte um die politische Herrschaft oder Revolten gegen drückende Abgaben waren, zunehmend überregional organisiert wurden und immer entschiedener die ständische Kluft zwischen Bürgern und Bauern übersprangen. … Der Kritik an der weltlichen Obrigkeit, daß sie die von ihr propagierten Normen des geregelten Zusammenlebens ja selbst nicht einzulösen vermöge, begegneten städtische Magistrate und Landesherren mit der zunehmenden Verrechtlichung des Zusammenlebens, mit dem Aufbau eines großen Personalstabes zur Erzwingung der Normeinhaltung und mit der ostentativen Sorge um die «gute Policey» im Gemeinwesen. Umgekehrt aber bestärkten diese Anläufe zu umfassender Sozialdisziplinierung die Untertanen in ihrem Vorhaben, ihre Lebenswelt nach eigenen Maßstäben sinnhaft zu ordnen.”

“Kritik an der weltlichen Obrigkeit, daß sie die von ihr propagierten Normen des geregelten Zusammenlebens ja selbst nicht einzulösen vermöge”

Erst später sollte sich in Europa die Idee einer strikten Trennung von Staat und Kirche Erst später entwickeln. Diese Entwicklung war jedoch nicht zuletzt durch den Bauernkrieg und ähnliche Aufstände angestoßen worden, bei denen es immer wieder um die Frage nach politischer Mitbestimmung und religiöser Freiheit ging. Insgesamt zeigt sich also, dass der Bauernkrieg nicht nur ein wichtiger Einschnitt in der Geschichte war, sondern auch weitreichende Auswirkungen auf die Entwicklung Europas hatte. Die Forderungen der Bauern nach Freiheit und Gerechtigkeit waren wegweisend für die Entstehung moderner Demokratien und die Trennung von Staat und Kirche. Ein Konflikt der bis in die Gegenwart anhält, obwohl die Akteure sich verändert haben.

Düngelandesverordnung: “Rote Gebiete und fehlerhafte Messstellen”

>>Agrarheute.com<<

“Rote Gebiete und fehlerhafte Messstellen  – Die klagenden Landwirte hatten während des Verfahrens zahlreiche Kritikpunkte an der aktuellen Düngelandesverordnung und der Ausweisung roter Gebiete vorgetragen. Vertreter des Landwirtschaftsministeriums hatten den Argumenten widersprochen. … Sein Betrieb mit 2.900 Hektar liegt in einem Gebiet, in dem die Nitratwerte im Grundwasser zu hoch sein sollen, … . Basis für diese Annahme liefert eine Grundwassermessstelle direkt im Ort. Diese befindet sich allerdings neben einem Klärwerk und nicht auf einem Feld.”

“Grundwassermessstelle” – “Diese befindet sich allerdings neben einem Klärwerk”

Natürlich kann man der Annahme unterliegen: Die zuständigen Wissenschaftlicher haben eine große Kläranlage bei ihren Messungen “übersehen” . – Nur will sich diese These nicht so richtig verfangen. An vielen Stellen hat die Wissenschaft die einstige Rolle der Religionen eingenommen. Wissenschaftler und Politiker spielen sich gegenseitig die Bälle zu. Eine wichtige Erkenntnis ist aus Zeiten des Bauernkrieges des 16. Jahrhunderts übrig geblieben. Schon damals haben die Bauern nicht nur religiöse Freiheit, sondern auch politische Mitsprache und Gerechtigkeit gefordert. Sie erhofften sich von Luther Unterstützung, wurden jedoch enttäuscht. Luther verurteilte den Aufstand der Bauern als unrechtmäßig und forderte die Fürsten auf, mit aller Härte gegen sie vorzugehen.