Unfehlbarkeitsdogma: “Wenn wir von einer Maschine Unfehlbarkeit erwarten, kann sie nicht auch noch intelligent sein”

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Wie passen das historische Unfehlbarkeitsdogma der Kirche und die zeitgenössische Klimabewegung in der Wissenschaft zusammen? Hier wäre eine tiefergehende Erläuterung nötig. Das Unfehlbarkeitsdogma war ein zentraler Glaubenssatz innerhalb der katholischen Kirche, welches besagt, dass der Papst in Fragen des Glaubens und der Moral unfehlbar ist. Allerdings wurde schon damals die Kritik daran laut und das Unfehlbarkeitsdogma konnte sich daher nicht lange halten.

“Papst Pius IX” – “Unter dem das Unfehlbarkeitsdogma verkündet worden war”

>>Das deutsche Kaiserreich von Christoph Nonn (Buch) <<

“Der Tod von Papst Pius IX., unter dem das Unfehlbarkeitsdogma verkündet worden war, öffnete 1878 die Tür für eine Deeskalation des Konflikts mit dem Katholizismus. Der Nachfolger von Pius, Papst Leo XIII., zeigte sich verhandlungsbereit.”

“Pius, Papst Leo XIII., zeigte sich verhandlungsbereit”

Verglichen mit der heutigen Klimadebatte war damals also noch erheblich mehr Widerspruch möglich. Die gegenwärtige Klimabewegung spiegelt viele historische Gegebenheiten noch einmal neu wider.

“Die Klima-Religion stößt in die Lücke, die das Christentum hinterlässt”

>>Welt<<

“Die Klima-Religion stößt in die Lücke, die das Christentum hinterlässt – Die Klimabewegung trägt viele Züge einer religiösen Gemeinschaft, mit Askese, Sühne und Verboten – zugleich verlieren die Kirchen an Bedeutung.”

“Klimabewegung trägt viele Züge einer religiösen Gemeinschaft, mit Askese, Sühne und Verboten – zugleich verlieren die Kirchen an Bedeutung”

Zwar wird innerhalb der Klimadebatte das Unfehlbarkeitsdogma nicht explizit erwähnt, aber Kritik ist am tatsächlich oder vermeintlichen wissenschaftlichen Konsens ebenfalls unmöglich. Dieses ursprünglich Dogma wurde während des Ersten Vatikanischen Konzils im Jahr 1870 verkündet und hat danach eine kontroverse Diskussion ausgelöst. Im historischen Kontext stellt es nämlich dem Bruch mit den kirchlichen Traditionen und der kirchlichen Opposition dar.

“Argumente gegen die Möglichkeit der Definition der päpstlichen Unfehlbarkeit ins Feld geführt”

>>Krypta: Unterdrückte Traditionen der Kirchengeschichte von Hubert Wolf (Buch) <<

“Insbesondere wurden auch historische Argumente gegen die Möglichkeit der Definition der päpstlichen Unfehlbarkeit ins Feld geführt: In der Geschichte habe es durchaus auch fehlbare und irrende Päpste gegeben. Papst Honorius I. war vom Ökumenischen Konzil von Konstantinopel 680/81 sogar als Häretiker verurteilt worden. Die Minoritätsbischöfe sahen deshalb das Unfehlbarkeitsdogma als unerhörte Neuerung und Bruch mit den kirchlichen Traditionen. Der Tübinger Dogmatiker Johannes Evangelist von Kuhn brachte diese Diskontinuität nach der Verabschiedung des neuen Dogmas treffend auf den Punkt, als er fragte: «Ist es möglich, bis zum 18. Juli [1870] etwas für unwahr und von da an für wahr zu halten?» Die Opposition gegen das Unfehlbarkeitsdogma, zu der vier Fünftel der deutschen Bischöfe gehörten, war indes vergeblich: Die Konstitution «Pastor aeternus» wurde, nachdem die Bischöfe der Minderheit aus Protest vorzeitig aus Rom abgereist waren, fast einstimmig verabschiedet.”

“Opposition gegen das Unfehlbarkeitsdogma”

Das Unfehlbarkeitsdogma hat dazu geführt, dass viele Gläubige sich von der katholischen Kirche abgewendet haben. Sie empfinden diese Lehre als Bruch mit den traditionellen Werten und Prinzipien ihrer Religion. Die Opposition gegen das Dogma basiert auf dem Argument, dass die Idee der Unfehlbarkeit dem menschlichen Wesen widerspricht und somit nicht akzeptabel sein kann. Im Zeitalter zunehmender Technologieentwicklung wird die Verantwortungsbewusstheit für den ungebrochenen Glauben immer wichtiger.

“Unfehlbarkeitsdogma der Technik”

>>Unberechenbar – Das Leben ist mehr als eine Gleichung von Harald Lesch & Thomas Schwartz (Buch) <<

“Dann gilt das »Unfehlbarkeitsdogma der Technik«, das den Fehler beim Menschen sucht und deshalb nach besseren, also berechenbareren und damit nichtmenschlichen Lösungen ruft. Diese Problematik wird sich durch die Künstliche Intelligenz noch zuspitzen – ein warnender Hinweis dazu stammt ausgerechnet von Alan Turing, einem der Pioniere der Computerforschung und legendären Kryptoanalytiker: »If a machine is expected to be infallible, it cannot also be intelligent.« – »Wenn wir von einer Maschine Unfehlbarkeit erwarten, kann sie nicht auch noch intelligent sein.« Was Turing damit sagt, ist direkt gegen das »Unfehlbarkeitsdogma der Technik« gerichtet und völlig berechtigt. Maschinen sind nicht unfehlbar – und dies zu antizipieren und sein Handeln daran zu messen, genau das bedeutet Verantwortung.”

“Wenn wir von einer Maschine Unfehlbarkeit erwarten, kann sie nicht auch noch intelligent sein”

Das Unfehlbarkeitsdogma bleibt jedoch ein heikles Thema. Vielleicht sogar noch stärker als in der Vergangenheit der Fall war. Die Debatte darüber sollte von Respekt geprägt sein und den Dialog fördern.