“Lebensmittel werden immer teurer” – Brotfrieden: Zwischen Aktualität & Geschichte: “Wir müssen unsere Leute ernähren”

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Der Brotfrieden –  ein fest vergessenes Kapitel der Geschichte. Dieser wurde am 9. Februar 1918 während des Ersten Weltkrieges zwischen den Mittelmächten  – sprich Deutsches Reich, Österreich-Ungarn, Bulgarien und Osmanisches Reich – und der damaligen Ukrainischen Volksrepublik geschlossen. Dieser Friedensvertrag war nicht nur aus militärischer Sicht wichtig, sondern die Lebensmittelversorgung war auf ein kritisches Niveau gesunken. Ein Aspekt, welche auch die spätere Bundesrepublik noch berücksichtigte.

“Das heikelste Kapitel waren der Brotpreis und damit die Getreidepreise”

>>Konrad Adenauer: Innenpolitik 1949-53 und ihre Bedeutung Kindle Ausgabe von Günther Dahlhoff (Buch) <<

“Das heikelste Kapitel waren der Brotpreis und damit die Getreidepreise. … Die Ziele der Getreidepolitik waren Steigerung der inländischen Erzeugung und sichere Versorgung der Bevölkerung zu akzeptablen Preisen. Die Option, ein Getreidemonopol des Staates einzuführen, war verworfen worden, weil am Grundsatz einer möglichst freien Wirtschaftsentwicklung und am Fernziel “einer allmählichen Auflockerung im Rahmen der sich später ergebenden Möglichkeiten” festzuhalten sei. Im März 1950 stellte sich heraus, dass die Weizenpreise seinerzeit vom Wirtschaftsrat der Bizone gegenüber den Roggenpreisen zu niedrig festgesetzt seien. Die Konsumenten hatten sich vom Roggenbrot abgewandt mit der Folge übermäßiger Vorräte von Roggen. Aber was tun? Normalerweise müsste der Weizenpreis erhöht werden. Der Bundesminister für Arbeit wandte sich gegen jede Preiserhöhung des Weizenbrotes. Eine solche Maßnahme würde ihm die größten Schwierigkeiten gegenüber den Gewerkschaften bringen und die Bemühungen um das Festhalten der Löhne würden dadurch immer schwieriger. Der Bundeskanzler trug auch größte Bedenken, den Weizenpreis zu erhöhen, denn auch dieser Preis sei in starkem Maße ein politischer Preis.”

“Bundesminister für Arbeit wandte sich gegen jede Preiserhöhung des Weizenbrotes”

Tatsächlich ist das Thema bis in die Gegenwart eine Politikum geblieben. Die steigenden Lebensmittelpreise belasten die Bürger finanziell spürbar, da die Teuerung ein bedeutendes Thema darstellt.

“Verbraucherschützer schlagen Alarm” – “Lebensmittel werden immer teurer”

>>Agrarheute.com<

“Verbraucherschützer schlagen Alarm. Lebensmittel werden immer teurer. Dem stehen sinkende Erzeugerpreise bei den Bauern gegenüber. … Verbraucherschützer sehen die Entwicklung mit Sorge. Die Teuerung geht den Konsumenten spürbar an den Geldbeutel. … Auch den Verbraucherverbänden brennt das Thema unter den Fingernägeln. „Es wird Zeit, dass die Bundesregierung den steigenden Lebensmittelpreisen Einhalt gebietet und Lösungen auf die Tagesordnung setzt“, fordert … vom deutschen Bundesverband der Verbraucherzentrale. Dazu soll die die Bundesregierung alle relevanten Akteure in einem Preisgipfel an einen Tisch bringen und Handlungsmöglichkeiten erarbeiten.”

“Es wird Zeit, dass die Bundesregierung den steigenden Lebensmittelpreisen Einhalt gebietet und Lösungen auf die Tagesordnung setzt”

Aus dieser Perspektive heraus betrachtet, kommt einen der Brotfrieden erstaunlich aktuell vor. Dieser ermöglichte Deutschland und Österreich-Ungarn dringend benötigte Lebensmittellieferungen, welche jedoch nicht in dem erhofften Ausmaß erfolgten.

“Ukrainern militärische Hilfe gegen die Bolschewiki und im Gegenzug den Mittelmächten Lebensmittel aus der Ukraine verspricht” 

>>Ukraine verstehen von Steffen Dobbert (Buch) <<

“In der heutigen belarussischen Grenzstadt einigt sich Holubowytsch im Namen der Ukrainischen Volksrepublik mit den Mittelmächten (Österreich-Ungarn, Deutsches Reich,. Osmanisches Reich und Bulgarien) auf den sogenannten Brotfrieden, der den Ukrainern militärische Hilfe gegen die Bolschewiki und im Gegenzug den Mittelmächten Lebensmittel aus der Ukraine verspricht (unter anderem eine Million Tonnen Getreide). Der Begriff der Kornkammer Europas bekommt eine neue Dimension.”

“Ukraine” – “Der Begriff der Kornkammer Europas bekommt eine neue Dimension”

Nur wenige Monate nach Abschluss des sogenannten Brotfriedens fand im damaligen Kaiserreich die Novemberrevolution statt. Die Versorgung mit Lebensmitteln dürfte sicherlich einer der Gründe gewesen sein. Für die Ukraine war vornehmlich wichtig, als unabhängiger Staat anerkannt zu werden.

“Weizen zu liefern, die mittlerweile extreme Brotknappheit lindern würde – daher der Ausdruck »Brotfrieden« für das Abkommen”

>>Inflation: Der Untergang des Geldes in der Weimarer Republik und die Geburt eines deutschen Traumas von Frederick Taylor (Buch)<<

“Fast alle hofften, dass nach dem Sieg im Osten nun auch das blutige Patt im Westen zugunsten Deutschlands beendet werden konnte. Außerdem erwartete man, dass die Zusage der jetzt unabhängigen Ukraine (die einen separaten Vertrag mit Deutschland geschlossen hatte), Deutschland Weizen zu liefern, die mittlerweile extreme Brotknappheit lindern würde – daher der Ausdruck »Brotfrieden« für das Abkommen mit der Ukraine. Tatsächlich gelangte jedoch nur enttäuschend wenig des in den fruchtbaren ukrainischen Weiten geernteten Getreides auf die Tische der deutschen Zivilbevölkerung, ehe der weitere Verlauf von Krieg und Revolution den Vertrag hinfällig machte.”

“Tatsächlich gelangte jedoch nur enttäuschend wenig des in den fruchtbaren ukrainischen Weiten geernteten Getreides auf die Tische”

Die Ukraine strebte also vor allem die internationale Anerkennung an, während Deutschland und Österreich-Ungarn hauptsächlich an den Getreidefeldern interessiert waren. Die „Kornkammer Europas“ bot eine Lösung für die Nahrungsmittelknappheit im Krieg. Der Brotfrieden vom 9. Februar 1918 verpflichtete die Vertragsparteien dazu, den Warenaustausch sofort zu organisieren, um die Bedürfnisse zu decken. Dazu sollte es nur im geringen Maße kommen. Dennoch zeigt es die Wichtigkeit der bezahlbaren Ernährung der Bevölkerung auf, was ebenso woanders auf der Welt zu beobachte sei.

“Wir müssen unsere Leute ernähren, wir können uns höhere Standards nicht leisten”

>>Eine Bohne rettet die Welt von Matthias Krön (Buch) <<

“Auch dies wird debattiert, prominente Persönlichkeiten aus dem Sport und Social-Media-Stars machen Kampagnen zum Schutz der Tiere. Tierschutz bei Haustieren, Nutztieren oder gar in der Massentierhaltung ist aber noch kein Thema der öffentlichen Diskussion. Hier ein klares Bild zu finden, ist nicht einfach. … Spricht man in China über das Thema Soja, dann ist die chinesische Position stets: »Wir müssen unsere Leute ernähren, wir können uns höhere Standards nicht leisten. Wenn wir so kritisch werden, dann steigen die Preise, und wir bekommen ein Problem mit der Ernährung der Bevölkerung«.

“Wenn wir so kritisch werden, dann steigen die Preise, und wir bekommen ein Problem mit der Ernährung der Bevölkerung”

Die Priorität einer Regierung sollte immer die Ernährungssicherheit der Bevölkerung darstellen, da andernfalls die Stabilität des ganzen Staates gefährdet sein könnte.