Nordkorea: 5-köpfige christliche Familie verhaftet

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Nach Anklage droht den Christen Lagerhaft wegen christlicher Aktivitäten

Am 30. April wurden in Nordkorea fünf Christen verhaftet, als sie sich zu einem heimlichen Gottesdienst trafen. Anschließend wurden sie angeklagt, ein „illegales Gebetstreffen gefördert“ zu haben. Der Bericht ist eine der wenigen relativ aktuellen Nachrichten, die aus dem streng abgeriegelten Land nach außen dringen und Einblick in die dort herrschende Christenverfolgung geben.

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Von Open Doors

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Von einem Informanten verraten

Die fünf Familienmitglieder waren am frühen Sonntagmorgen, dem 30. April, zum gemeinsamen Gebet auf einem Bauernhof im Dorf Tongam in der zentralen Provinz Süd-Pyongan zusammengekommen, als die Polizei eine Razzia durchführte. Dabei fanden die Beamten auch christliche Literatur und konfiszierten diese, berichtete Radio Free Asia (RFA) nach Bekanntwerden des Vorfalls Ende Mai. Kontaktpersonen des Senders zufolge hatte sich die kleine Gruppe wöchentlich getroffen. Ein Informant habe den Behörden einen Hinweis gegeben, der zu der Razzia geführt habe.

Der Glaube an einen Gott, der über der Staatsführung steht, ist in Nordkorea streng verboten. Christen treffen deshalb nur heimlich und oft nur im kleinsten Kreis, so etwa innerhalb der Familie. Allein der Besitz einer Bibel kann dramatische Konsequenzen haben. Werden Christen entdeckt, droht ihnen und ihrer Familie mehrjährige Lagerhaft oder die Hinrichtung. Open Doors schätzt, dass aktuell Zehntausende Christen in nordkoreanischen Arbeitslagern festgehalten werden.

Viele Vorfälle zur Sicherheit der Christen nicht veröffentlicht

Es ist nicht klar, wo die fünf festgehalten werden; sie haben sich Berichten zufolge geweigert, ihrem Glauben abzuschwören. „Ein Mitarbeiter der Justizbehörde informierte uns, dass die [Gläubigen] jede Aussage darüber verweigerten, woher sie ihre Bibeln haben. Sie sagten: ‚Alles für Jesus, selbst im Tod‘“, so eine Quelle gegenüber RFA.

„Dieser Fall ist nur einer von vielen Verstößen gegen die Religionsfreiheit in Nordkorea“, kommentiert Simon Lee*, Koordinator von Open Doors für Nordkorea. „Wir wissen von vielen ähnlichen Vorfällen, die sich in den letzten Jahren im ganzen Land ereignet haben. Häufig veröffentlichen wir jedoch keine Details, da sie die Christen vor Ort in Gefahr bringen könnten. Klar ist jedoch, dass das ständige Gebet und die Aufmerksamkeit für die Notlage der geheimen Christen in Nordkorea niemals aufhören dürfen“, sagt Lee.

Auf dem Weltverfolgungsindex 2023 belegt Nordkorea den 1. Platz unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

*Name geändert