Myanmar: 29 christliche Flüchtlinge sterben bei Luftangriff

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Im Bürgerkrieg geraten immer wieder Christen ins Visier des Militärs

Bei einem Luftangriff auf ein Flüchtlingslager im mehrheitlich christlichen Bundesstaat Kachin im Norden Myanmars wurden Anfang dieser Woche mindestens 29 Menschen getötet. Das Lager liegt in der Nähe der Stadt Laiza unweit der chinesischen Grenze. Christen werden von der Armee immer wieder verdächtigt, oppositionelle Widerstandsgruppen zu unterstützen.

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Von Open Doors

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Ein Drittel der Bevölkerung auf humanitäre Hilfe angewiesen

„Wir haben 29 Leichen gefunden, darunter Kinder und ältere Menschen. 56 Menschen wurden verwundet“, sagte Oberst Naw Bu von der Kachin Independence Army (KIA) gegenüber der Nachrichtenagentur AFP und gab dem Militär die Schuld für das Bombardement. Ein lokaler Partner von Open Doors bestätigte den Angriff und ergänzte, alle Opfer seien Christen.

Seit dem Militärputsch von 2021 befindet sich Myanmar in einem Bürgerkrieg. Tausende von Menschen wurden aus ihren Häusern vertrieben; manche mussten schon mehrfach fliehen. Ein Drittel der Bevölkerung ist inzwischen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Beobachter gehen von insgesamt zwei Millionen Binnenvertriebenen aus.

Nachricht an „Brüder und Schwestern in Christus“

Auch im östlichen Bundesstaat Kayah sind Christen von den Angriffen der Armee betroffen. Ein junger Christ, dessen Name aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden kann, berichtete den Partnern von Open Doors: „Wir mussten um unser Leben laufen und uns im Dschungel verstecken, damit wir nicht von Geschossen getroffen werden.“ Unter großer Gefahr hätten sie später einige Habseligkeiten wie Kleidung und Decken aus ihrem Dorf geholt. Dort weiterzuleben sei jedoch undenkbar gewesen, sodass sie sich auf die Suche nach einem sicheren Ort gemacht hätten. Er beschrieb auch, wie die Situation seinen Glauben herausfordert: „Obwohl wir Christen sind, ist es schwer, in solchen Zeiten zu beten“, sagte er. „Wir denken an unser Überleben, und manchmal frage ich mich, ob unsere Gebete wirklich etwas bewirken … Ich möchte andere Christen herausfordern. Wenn wir uns Brüder und Schwestern in Christus nennen, dann betet für uns, aber helft uns auch.“

Open Doors steht den bedrängten Christen in dem südostasiatischen Land unter anderem durch Hilfen zur Existenzsicherung, persönliche Ermutigung und ein breites Spektrum von Trainingsprogrammen zur Seite.

Seit 2021 sieben Pastoren getötet

Bei dem Kampf der Armee gegen die verschiedenen Widerstandsgruppen kommt es immer wieder zu gezielten Angriffen auf die Christen, weil sie verdächtigt werden, die Opposition zu unterstützen. So entführte die Armee im Juli drei Diakone und den Pastor einer presbyterianischen Kirche im westlichen Bundesstaat Chin; sie beschuldigten die Kirche, eine der bewaffneten Gruppen zu unterstützen. Die Männer wurden gefoltert, und während die Diakone vermutlich starben, konnte der Pastor entkommen. Seit dem Staatsstreich hat das Militär mindestens sieben Chin-Pastoren getötet und mehr als 70 religiöse Gebäude in dem Bundesstaat zerstört, darunter auch einige Kirchen. Das berichtet Radio Free Asia unter Berufung auf die Chin-Menschenrechtsorganisation.

Auf dem Weltverfolgungsindex 2023 steht Myanmar an 14. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.