“Verlust des Zukunftsoptimismus” – Zwischen Wohlstandsverlust & sinkender Lebenserwartung

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Die bisherige Performance ist keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.” – Dieser Satz steht gefühlt in jeden Börsenratgeber geschrieben. Dennoch ist die Richtigkeit unbestreitbar. Nach allgemeiner herrschender Auffassung kann es immer nur Aufwärts gehen: Die wirtschaftliche Entwicklung geht nach oben, die Gehälter steigen, die Gesundheit nimmt zu und die Lebenserwartung sinkt. – Moment mal: Eine sinkende Lebenserwartung passt hier überhaupt nicht rein. Tatsächlich sehen auch alle anderen Indikatoren sehr schlecht aus.

“Auch auch bundesweit sinkt die durchschnittliche Lebensdauer”

>>Redaktionsnetzwerk Deutschland<<

“Lebenserwartung sinkt am stärksten bei Männern in Sachsen – Statt 78,2 Jahren lag die Lebenserwartung für Männer aus Sachsen nur noch bei durchschnittlich 77,5 Jahren. Auch auch bundesweit sinkt die durchschnittliche Lebensdauer.”

“Durchschnittlich 77,5” – “Lebenserwartung sinkt am stärksten bei Männern in Sachsen”

Die bisherige Prämisse nimmt genau das Gegenteil an. Schon zuvor war bei der durchschnittlichen Lebenserwartung eher eine Stagnation zu beobachten. Mehr noch: Ein direkter Vergleich von Sachsen mit der chinesischen Stadt Hongkong legt die Diskrepanz völlig offen.

“Durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt in Hongkong rund 85,1 Jahre” 

>>Statista<<

” … die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt in Hongkong rund 85,1 Jahre, wobei die Lebenserwartung der Frauen rund 88,1 Jahre beträgt und rund 82,2 Jahre bei den Männern.”

“Lebenserwartung bei der Geburt in Hongkong” – “Rund 82,2 Jahre bei den Männern”

Der Verlust an Zukunftsoptimismus ist also auch mit Zahlen zu greifen. Hinzu kommt noch ein weiterer Faktor: “Arme sterben früher” – Das ist kein Klischee, sondern stellt vielmehr die bittere Realität dar.

“Arme sterben früher” – “Daten des Bundesinstituts für Bau- und Stadtforschung”

>>Süddeutsche Zeitung<<

“Am Klima oder den landschaftlichen Gegebenheiten kann das kaum liegen. Stattdessen deutet die regionale Kluft, die die Linken-Parlamentarierin … aus Daten des Bundesinstituts für Bau- und Stadtforschung destilliert hat, auf etwas anderes hin: “Arme sterben früher” … Der große Report des Robert-Koch-Instituts über Gesundheit in Deutschland, der im Auftrag der Bundesregierung verfasst wurde, stützt diese Sichtweise. Die Forscher führen Daten an, wonach Männer, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verdienen, knapp elf Jahre früher sterben als Geschlechtsgenossen, die 150 Prozent und mehr verdienen.”

“Männer, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verdienen, knapp elf Jahre früher sterben”

Gerade die ärmeren Bevölkerungsschichten müssen körperlich schwere Arbeiten verrichten und bekommen gleichzeitig am wenigsten Gehalt ausgezahlt. Die Lebenshaltungskosten sind hoch, die Krankenversicherung teuer und an jeder nur denkbaren Stellen müssen Zuzahlungen im Gesundheitswesen geleistet werden. Kurzum: Ein gesundes Leben muss man sich halt leisten können. Dementsprechend ist der Zukunftsoptimismus eher verhalten ausgeprägt.

“Verlust des Zukunftsoptimismus” – “Rückgang der Arbeitseinkommen, Prekariat, Abwanderung von gut bezahlten Jobs”

>>Was gesagt werden muss, aber nicht gesagt werden darf von Hans Rauscher (Buch) <<

“Der Verlust des Zukunftsoptimismus. Man kann streiten, ob sich – in Österreich – die reale Lage der Menschen tatsächlich generell verschlechtert hat. Stichworte: hohe Arbeitslosigkeit, Stagnation oder Rückgang der Arbeitseinkommen, Prekariat, Abwanderung von gut bezahlten Jobs in der Güterproduktion, für die eine einfachere Ausbildung genügt. Aber das wahre Problem, das sich in vielen Umfragen und Einzelgesprächen zeigt, ist das mangelnde Vertrauen in die Zukunft. Man erwartet Verschlechterungen, und vor allem gibt es keine Gewissheit mehr, dass die eigenen Kinder es einmal besser haben werden.”

“Vielen Umfragen und Einzelgesprächen zeigt, ist das mangelnde Vertrauen in die Zukunft”

Im nördlichen Nachbarn von Österreich sieht es auch nicht viel anders aus. Alltag und öffentlichen “Schaufensterreden” wollen immer weniger zusammenpassen. Ganz stellt sich die Situation in China dar. Dort ist der Zukunftsoptimismus praktisch allgegenwärtig.

“Und wir im Westen sind es ja nur allzu sehr gewöhnt, Schaufensterreden zu hören”

>>Das chinesische Jahrhundert von Wolfram Elsner (Buch) <<

“Und wir im Westen sind es ja nur allzu sehr gewöhnt, Schaufensterreden zu hören. Dennoch wäre man doch mal froh, wenn unsere Politiker vor internationalem Publikum einmal von internationaler Harmonie, kultureller und religiöser Diversität, Respekt des Andersdenkenden, Kooperation und gegenseitigem Lernen wenigstens reden würden, statt »die anderen« ständig zu belehren, ihnen Vorschriften zu machen oder zu drohen. Da solche Ideen und Worte, ehrlich gemeint, uns berühren und verändern würden, hätten sie ja durchaus das Potenzial, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. … Wir hatten von der Entspanntheit der Chinesen und der Geschwindigkeit und Leichtigkeit in ihrer Bereitschaft zu Wandel und Innovation berichtet. Dies beruht auf einem verbreiteten Zukunftsoptimismus. Wir hatten schon verschiedentlich auf die soziale Eingebettetheit, die langfristig gesicherte Stabilität der Rahmenbedingungen für die individuellen Lebens- und Investitionsplanungen und beruflichen (Gründungs-)Perspektiven hingewiesen. Und in der Tat: Entsprechend einer international vergleichenden Erhebung des Marktforschungsunternehmens Ipsos waren … 94 Prozent der chinesischen Jugendlichen optimistisch gestimmt (USA: 64 Prozent, Deutschland: 56 Prozent), bei den Erwachsenen waren es 88 Prozent (USA: 56 Prozent, Deutschland: 47 Prozent).”

“Zukunftsoptimismus” – “94 Prozent der chinesischen Jugendlichen optimistisch gestimmt”

Die Zahlen sind allerdings bei Deutschland massiv im Keller gegangen. Nur noch eine verschwindet-geringe Minderheit ist optimistisch gestimmt. – Oder im Umkehrschluss: Die allermeisten sehen eine negative Entwicklung auf sich zukommen.

“Angst vor der Zukunft” – “Nur noch 19 Prozent sind für die kommenden 12 Monate optimistisch gestimmt”

>>Frankfurter Allgemeine Zeitung<<

“Angst vor der Zukunft größer denn je – Nur noch 19 Prozent sind für die kommenden 12 Monate optimistisch gestimmt. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der F.A.Z.”

“Angst vor der Zukunft größer denn je”

Die Angst vor der Zukunft ist sicherlich begründet. Die wirtschaftlichen Aussichten wollen kein richtigen Optimismus verbreiten und daran wird auch langfristig wenig ändern.