“Wenn sich jemand an diese Regeln nicht hält” – Grundnahrungsmittel für Sozialverhalten & (Wieder-)Einführung von Lebensmittelkarten?

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Gibt es bald wieder Lebensmittelkarten und Zuteilungen von Grundnahrungsmitteln? Die landwirtschaftliche Wertschöpfungskette geht als Thema weitestgehend unter. Dennoch haben steigende Lebensmittelpreise für ein Umdenken gesorgt. Auch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten vieler landwirtschaftlichen Betriebe durch bürokratische Auflagen, Steuern und Energiepreise wirken hierauf ein. Die landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette hängt von Saatgut über Düngemittel bis hin zur Verarbeitung, dem Vertrieb und Export agrarischer Produkte sowie dem Konsum von Frisch- und verarbeiteten Lebensmitteln, Agrarrohstoffen und handwerklichen Produkten zusammen.

“Eine landwirtschaftliche Wertschöpfungskette umfasst alle Stufen der Inputbereitstellung”

>>Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung<<

“Eine landwirtschaftliche Wertschöpfungskette umfasst alle Stufen der Inputbereitstellung (zum Beispiel Saatgut und Düngemittel), Erzeugung, Verarbeitung und des Vertriebs oder Exports eines Agrarprodukts bis hin zum Konsum. Dazu zählen Frischprodukte, Grundnahrungsmittel, verarbeitete Lebensmittel, Agrarrohstoffe und handwerkliche Produkte. Die Wettbewerbsposition der Bauern hängt stark davon ab, wie verlässlich ihre Vertragsbeziehungen zu den anderen Beteiligten der Wertschöpfungskette sind, also vor allem zu verarbeitenden Betrieben und Handelsunternehmen, aber auch zu den Bereitstellern von Dienstleistungen wie Krediten.”

“Wettbewerbsposition der Bauern hängt stark davon ab, wie verlässlich ihre Vertragsbeziehungen zu den anderen Beteiligten der Wertschöpfungskette sind”

Die Wettbewerbsposition der Landwirte hängt maßgeblich von einer gut funktionierenden Wertschöpfungskette ab. Denn nur wenn alle beteiligten Akteure wie verarbeitende Betriebe, Handelsunternehmen und Bereitsteller von Dienstleistungen effizient zusammenarbeiten, können die Landwirte ihre Produkte erfolgreich am Markt platzieren. Ein wichtiger Aspekt in dieser Kette ist die Verfügbarkeit von Krediten für die Landwirte. Denn gerade in Zeiten schwankender Preise und Ernteerträge sind finanzielle Rücklagen unverzichtbar. Nur so können Investitionen getätigt werden, um den Anforderungen des Marktes gerecht zu werden. Darüber hinaus spielt auch die Qualitätssicherung entlang der gesamten Wertschöpfungskette eine entscheidende Rolle. Von der Auswahl des Saatguts über den Einsatz geeigneter Düngemittel bis hin zur fachgerechten Verarbeitung müssen hohe Standards eingehalten werden. Nur so können qualitativ hochwertige Produkte hergestellt und vermarktet werden. Andernfalls könnte es zu Versorgungskrisen kommen und die Zuteilung von Lebensmittel, wie es in der Vergangenheit der Fall war.

“Zur Versorgung mit Grundnahrungsmitteln gaben die Besatzungsbehörden Lebensmittelkarten aus, die festlegten, wer wie viel kaufen durfte”

>>Was das Leben sich erlaubt von Hardy Krüger, Peter Käfferlein & Olaf Köhne (Buch) <<

“Was ich nicht vergessen darf, ist dies: Ich hatte eine Lebensmittelkarte! Für Schaupieler gab es die in Hannover. – Zur Versorgung mit Grundnahrungsmitteln gaben die Besatzungsbehörden Lebensmittelkarten aus, die festlegten, wer wie viel kaufen durfte. Die Karten wurden alle vier Wochen verteilt und waren unterschiedlich gefärbt – für Jugendliche, Erwachsene, Schwerbeschäftigte. In der Bundesrepublik wurden sie 1950 abgeschafft, in der DDR zwei Jahre später.”

“Lebensmittelkarten” – “Die Karten wurden alle vier Wochen verteilt und waren unterschiedlich gefärbt”

Besonders die Nachkriegszeit war von Lebensmittelkarten geprägt und in der DDR hat diese Unterversorgung zu einem regelrechten Eigenleben geführt. Eine beträchtliche Anzahl von Einwohnern Ost-Berlins und DDR-Bürgern aus dem Umland Berlins arbeiteten nämlich im Westteil der Stadt. Für einige war es ihr angestammter Arbeitsplatz, den sie bereits vor 1945 besaßen, während andere durch hohe Stundenlöhne, Anteile an westlichen Gehaltszahlungen und einen günstigen Wechselkurs von eins zu vier oder mehr angelockt wurden. Diese Arbeitnehmer wurden als “Grenzgänger” bezeichnet. In der Propaganda der DDR erhielt dieser ursprünglich neutrale Begriff in den fünfziger Jahren eine bösartige und beleidigende Konnotation.

“Personen über 14 Jahre, die in West-Berlin eine Tätigkeit ausübten oder eine Bildungseinrichtung besuchten, beim Arbeitsamt zu melden hatten”

>>Der große Plan – Alltag und Herrschaft in der DDR 1949-1961 von Stefan Wolle (Buch) <<

“Der Ost-Berliner Magistrat erließ eine Anordnung, der zufolge sich alle Personen über 14 Jahre, die in West-Berlin eine Tätigkeit ausübten oder eine Bildungseinrichtung besuchten, beim Arbeitsamt zu melden hatten. Bei Nichtbefolgung dieser Anordnung wurden Geld- und Freiheitsstrafen angedroht. Ziel der Maßnahme war der Entzug der Lebensmittelkarte ab dem 1. Mai 1953. Im Zuge des Neuen Kurses wurde die Maßnahme zurückgenommen. 1955 erfolgte der nächste Vorstoß. Alle Lebensmittelkartenempfänger sollten auf einem Fragebogen ihren Arbeitsplatz angeben, damit man überprüfen konnte, ob sie im Westen arbeiteten. Personen, die dies ohne Registrierung beim Ost-Arbeitsamt taten, drohten Geldstrafen bis zu 800 DM (Ost) und weiterer Ärger.”

“Alle Lebensmittelkartenempfänger sollten auf einem Fragebogen ihren Arbeitsplatz angeben”

Oftmals wurden Grenzgänger zusammen mit Schiebern, Spekulanten, Kleinkriminellen, Asozialen und Schwarzmarkthändlern genannt. Die SED betrachtete die tägliche Pendelbewegung mit Missfallen: Zum einen herrschte im Osten ein chronischer Mangel an Arbeitskräften und es wurde zu Recht beanstandet, dass die Grenzgänger keine Lohnsteuer zahlten sowie öffentliche Einrichtungen wie Kindergärten oder Schulen im Osten nutzten; zum anderen entgingen die Grenzgänger auch dem ideologischen Druck der SED. Da sich diese diktatorische Kontrolle hauptsächlich über den Arbeitsplatz ausübte – sofern man berufstätig war –  konnten die Behörden der DDR aufgrund alliierter Vereinbarungen formell keine freie Wahl des Arbeitsortes verbieten. Ihnen blieben nur Schikanen und Hetzkampagnen als Mittel zur Durchsetzung ihrer Interessen. Dies begann bereits im Januar 1953, als der Magistrat von Ost-Berlin eine Anordnung erließ, wonach alle Personen ab 14 Jahren, die in West-Berlin arbeiteten oder Bildungseinrichtungen besuchten, sich beim Arbeitsamt melden mussten. Bei Nichtbefolgung dieser Anordnung wurden Geldstrafen und Freiheitsentzug angedroht. Das Ziel dieser Maßnahme war es, den Entzug der Lebensmittelkarten zu bewirken. Im Zuge des “Neuen Kurses” wurde diese Maßnahme jedoch zurückgenommen. Das mag sich vielleicht skurril anhören, aber es darf auch nicht der Kontext der Epoche vergessen werden. Lebensmittelkarten und Rationierungen fanden bereits zu Kriegszeiten statt.

“Die zwei Scheiben Fleisch wöchentlich, das eine Ei pro Monat, das Obst und Gemüse verlangten fortwährendes Anstehen”

>>Nichts, um sein Haupt zu betten von Françoise Frenkel (Buch) <<

“Die zwei Scheiben Fleisch wöchentlich, das eine Ei pro Monat, das Obst und Gemüse verlangten fortwährendes Anstehen. Ausgerüstet mit meiner Lebensmittelkarte, auf dem Kopf einen Strohhut, der mich vor Sonne schützte, meine beiden Körbe an den Armen, so ordnete ich mich in die Reihe ein, zwischen Hausfrauen, Kindern, jungen Leuten, Greisen, … . Dieses lange Anstehen bescherte einem Strapazen und Enttäuschungen. Wenn ich die rationierten Nahrungsmittel gekauft hatte, musste ich mir noch Obst und Gemüse beschaffen, nicht eingeschränkte Produkte. Die Kaufleute affichierten im allgemeinen vor ihren Läden, auf Anordnung der Polizei, die jeweiligen Mengen angekommener Waren, und diese wurden im Prinzip nach der ungefähren Kundenzahl aufgeteilt. Diese an und für sich logische Maßnahme unterlag keiner Kontrolle. In der Tat wurde auf der Lebensmittelkarte nicht vermerkt, ob der Kunde schon bedient worden war. »Das wäre zu kompliziert, wir müssten genau Buch führen und ein Büro dafür einrichten«, behaupteten die wahrhaft überforderten Kaufleute. Das nutzten die Schlawiner aus und tätigten Einkäufe mit hier und da von mehreren Familien geliehenen Karten. Die Kunden, die mit leeren Händen fortgingen, protestierten, drohten damit, »alles über den Haufen zu schmeißen«. Meistens jedoch ließen sie es dabei bewenden. Die Bevölkerung war zu erschöpft von diesen täglichen Mühen, um eine Revolte anzuzetteln. Mehr als einmal ging ich unverrichteter Dinge nach Hause, wie so viele andere.”

“Wenn ich die rationierten Nahrungsmittel gekauft hatte, musste ich mir noch Obst und Gemüse beschaffen”

Ein weiterer Vorstoß erfolgte dann im Jahr 1955. Alle Inhaber von Lebensmittelkarten sollten auf einem Fragebogen ihren Arbeitsplatz angeben, um überprüfen zu können, ob sie im Westen beschäftigt waren. Denjenigen Personen, die dies ohne Registrierung bei der östlichen Arbeitsvermittlung taten (Ost-Arbeitsamt), drohten Geldstrafen, sowie weitere Probleme mit den Behörden. Gleichzeitig verschärften sich auch die Grenzkontrollen und es begann eine politische Kampagne gegen die Grenzgänger. Wer also als Bürger der Deutschen Demokratischen Republik Arbeit in Westberlin annahm, diente laut einer Agitationsbroschüre der SED den “Kriegstreibern” . In Berlin war dies aufgrund der alliierten Bestimmungen schwierig umzusetzen, allerdings war auch im damaligen Westdeutschland die Versorgungslage schwierig.

“Hungerjahren das Grundnahrungsmittel Brot gefragt” – “Für den Kilo-Laib 30 Mark (regulär, also mit Lebensmittelkarte: rund zwei Mark) ”

>>Auch ich war ein Gauner von Eduard Zimmermann (Buch) <<

»St. Georg«, also die Gegend um den Hamburger Hauptbahnhof, ist ebenfalls ein Schwarzmarktgebiet, hat aber ein eher bürgerliches und mehr auswärtiges Publikum. Auch mehr Familien mit Kindern. Da ist in diesen Hungerjahren das Grundnahrungsmittel Brot gefragt. Was den Preis angeht, können wir uns an mehreren Realbrothändlern orientieren. Es gibt um diese Zeit in Hamburg einige Bäckereien, die ihr Brot auch unter der Hand ohne Marken verkaufen. Sie verlangen für den Kilo-Laib 30 Mark (regulär, also mit Lebensmittelkarte: rund zwei Mark). Nach einer Kalkulation, die ich gemeinsam mit Viktor aufstelle, sollen die Endverbraucher in unserem Angebot für eine Kilo-Marke 20 Mark, also insgesamt deutlich weniger, bezahlen. Den ersten Verkauf der revitalisierten Brotmarken lassen wir dann recht vorsichtig anlaufen.”

Lebensmittelkarten: “Einige Bäckereien, die ihr Brot auch unter der Hand ohne Marken verkaufen”

Trotz dieser Verhältnisse beschloss der Stadtrat von Nauen am 10. August 1957 , dass alle Grenzgänger ihre Gebühren in Westwährung entrichten mussten. Die Merkwürdigkeit dabei bestand darin, dass die Einfuhr von Westgeld illegal war. Darüber hinaus entzog die Stadt den Grenzpendlern Lebensmittel- und Kohlenkarten und stellte sämtliche sozialen Leistungen ein. Solche Sachen hören sich für die heutige Zeit weit weg an?

“Wenn sich jemand an diese Regeln nicht hält” – Ein soziales Punktesystem?

>>DerWesten.de<<

“Wirtschaftsexperte … hat sich bei „Focus Online“ für stärkere Bürgergeld-Reformen ausgesprochen. „Wenn sich jemand an diese Regeln nicht hält, müssen wir den Mut haben, zu sagen: Sozialhilfe für die, die nichts tun, muss eine Sachleistung sein“, so der Experte. Wie bei der Zuwanderung solle demnach gelten: „Jeder bekommt die Sachleistung, die er braucht. Also seinen Lebensunterhalt und ein Dach über dem Kopf. Geldleistungen bekommt nur der, der anfängt, sich selbst zu helfen“. … braucht es keine Sanktionen für Totalverweigerer. Stattdessen sollen diese ein Existenzminimum als Gutschein bekommen. Damit gibt es dann keine Geldzahlungen mehr: „Weder für Bürgergeld-Empfänger noch für Zuwanderer, die nicht augenblicklich anfangen zu arbeiten.“ Der Gutschein würde dann nur rund der Hälfte der jetzigen Bürgergeld-Leistungen wert sein.”

“Jeder bekommt die Sachleistung” – “Lebensunterhalt und ein Dach über dem Kopf” – Digitale Lebensmittelkarten?

Da Hartz IV oder Bürgergeld sich am Existenzminimum orientiert, würde eine Halbierung wohl kaum zum Leben reichen. Es wird auch nicht weiter ausgeführt, was mit “Sachleistung, die er braucht” gemeint ist? – Etwa eine Art von digitaler Lebensmittelkarte, welche nach Belieben eingeschränkt werden kann. Auch wird nicht erklärt, was unter “Dach über dem Kopf” zu stehen sei? – Ist Strom, Internet und Heizung inbegriffen? Im Endeffekt würde es nicht nur Arbeitslose, sondern auch sogenannte Aufstocker treffen. – Menschen, die zwar eine Arbeit haben, aber zu wenig zum Leben verdienen. Dies scheint wohl als Versuchsballon oder Drohung gedacht worden zu sein, um eine Art bestimmtes Verhalten oder soziales Punktesystem abzuverlangen oder einzuführen. Wie auch immer, auf alle Fälle wird wohl angedacht, das Thema Nahrungsmittelversorgung auch in der modernen Zeit sehr wohl gegen die eigene Bevölkerung einzusetzen.