Das Sorbische in der Lausitz: Eine kritische Bestandsaufnahme

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Sejm-Sprecher Martin Walde sprach von der „ersten frei gewählten, demokratisch legitimierten Volksvertretung der Sorben und Wenden“ … Man wolle das völkerrechtlich zustehende Recht auf Selbstbestimmung in vollem Umfang in Anspruch nehmen und auf Augenhöhe mit politischen Entscheidungsebenen des Landes verhandeln. Die Notwendigkeit eines eigenen Parlamentes verknüpfte er mit einer kritischen Bestandsaufnahme. … „Sorbische Schulen werden geschlossen, sorbische Lehrer fehlen, sorbische Kirchen, Institutionen, politische Parteien und Ämter finden keinen Nachwuchs. Die Berichte über die Lage der Sorben schreiben nicht die Sorben, sondern die deutschen Landesregierungen“, sagte Walde. Das Sorbische werde aus Schulen und Ämtern verbannt, die Kultur zur „musealen Tourismusattraktion marginalisiert“ … “ So die Lage der Sorben und Wenden in der Lausitz kurz zusammen gefasst.

Selbstbestimmungsrecht der Völker

Offiziell hat sich die Bundesrepublik Deutschland zum Selbstbestimmungsrecht der Völker bekannt. Die praktische Umsetzung dessen, ist jedoch eine gänzlich andere Frage. Anerkannte Ansprechpartner in dieser Angelegenheit sind eigentlich nur die Stiftung für das Sorbische Volk und der Dachverband Domowina, mit ungefähr 7.400 Mitgliedern. Die Karteileichen mal unberücksichtigt, nur Minderheit der Sorben in der Lausitz, ist in diesen beiden Organisationen überhaupt als aktive Mitglieder vertreten. Eine echte Legitimation ist damit, nichtmal fern am Horizont zu erkennen. Zuweilen stehen nicht wenige Sorben, genau diesen „amtlichen“ Vertretungen eher skeptisch gegenüber. Alleine die Gründung des Serbski Sejm und die aktuelle Lage der Sorben sprechen eigentlich für sich selbst.

Geschlossene Schulen und rein private Sorbische Initiativen

Seit der Wiedervereinigung wurden zahlreiche Schulen in der Lausitz ersatzlos geschlossen und die Lehrerausbildung für den Sorbischunterricht wurde ohne Not, von Bautzen nach Leipzig verlegt. Es gibt keine sorbsichen Hochschulen oder Universitäten. Viele sorbische Initiativen finden im rein privaten Rahmen statt und offizielle Würdenträger stehen genau diesen, eher skeptisch bis feindselig gegenüber. Das dem Serbski Sejm in dieser Hinsicht die Finanzierung verweigert wird, dieses Phänomen ist leider kein Einzelfall, sondern steht vielmehr sympathisch für die gesamte Situation.

Fehlende Finanzierung

Die Eckpfeiler, was zum offiziellen Sorbischen Kulturgut gehört, setzten nicht die Sorben selbst, sondern genau jene Definition, hängt vielmehr an den Befindlichkeiten von einzelnen Würdenträgern ab. Es kommt daher kaum von Ungefähr, dass vieles mehr wie eine „musealen Tourismusattraktion“ wirkt und weniger wie eine lebendige Kultur. Traditionelle Sorbische Feste finden manchmal schon im privaten Rahmen statt, weil die offizielle Beantragung zu aufwendig und zu teuer ist, bei gleichzeitig null Förderung. Offizielle Stellungnahmen dazu, werden nur ungern gegeben.