Eritrea: Pastor kurz nach Haftentlassung gestorben

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Bürokratische Hürden verzögern Beerdigung und belasten die Familie zusätzlich

Am vergangenen Sonntagmorgen starb Pastor Tesfay Yihdego in seinem Haus in der Nähe von Asmara. Er wurde 58 Jahre alt. Anfang des Jahres war er aus dem Gefängnis entlassen worden und zu seiner Familie zurückgekehrt, nachdem bei ihm ein lebensbedrohlicher Hirntumor diagnostiziert worden war. Der Tumor hatte sich während seiner Haftzeit entwickelt.

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Von Open Doors

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Immer wieder gesundheitliche Schäden durch lange Haft

Pastor Tesfay hatte in Äthiopien Theologie studiert und dort zunächst 15 Jahre lang einer Kirche als Pastor gedient. Im Jahr 1998 kehrte er nach Eritrea zurück und setzte seinen Dienst in seinem Heimatland fort. Im Januar 2013 kam es zu zahlreichen Verhaftungen von Christen durch die eritreische Regierung. Dabei wurde auch Tesfay Yihdego inhaftiert. Nach 10 Jahren und zwei Monaten im Gefängnis wurde er mutmaßlich aufgrund seiner Erkrankung entlassen. Unsere Partner vor Ort erklären, dass viele inhaftierte Kirchenleiter aufgrund der langen Haftdauer und der schwierigen Haftbedingungen schwere gesundheitliche Schäden davontragen, die in einigen Fällen zu ihrem vorzeitigen Tod führen.

Traurigerweise wartet Pastor Tesfays Familie immer noch darauf, seinen Leichnam beerdigen zu dürfen. Die Beisetzung sollte in seinem Heimatdorf stattfinden, doch wegen künstlicher bürokratischer Hürden kam es bislang zu Verzögerungen – für die Familie eine zusätzliche Belastung. Partner vor Ort erklären, dass dies eine gängige Taktik ist, um trauernde christliche Familien unter Druck zu setzen.

Überwachung und Schikanen für den Machterhalt

Am 24. Mai feiert Eritrea seinen Unabhängigkeitstag. Aus diesem Anlass finden alljährlich öffentliche Feierlichkeiten statt, an denen die Mehrheit der Bevölkerung teilnimmt. Christen bleiben diesen Veranstaltungen aus Gewissensgründen jedoch häufig fern. Deshalb stehen sie gerade in dieser Zeit unter Beobachtung und werden unter Druck gesetzt, mitzufeiern. Alle Kirchen stehen unter staatlicher Überwachung. Die Partei des seit 1991 herrschenden Präsidenten Isaias Afewerki unternimmt alles, um die eigene Macht nicht zu gefährden. So gibt es beispielsweise ein Netzwerk von Bürgern, das damit beauftragt ist, die Aktivitäten ihrer Nachbarn zu überwachen. Besonders kirchliche Leiter werden immer wieder zum Ziel staatlicher Repressalien. Sie werden gezielt angegriffen und riskieren Verhaftung, Folter, den Hungertod und Zwangsarbeit. Einige von ihnen befinden sich seit über 10 Jahren in Haft.

Open Doors ist seit Ende der 1990er-Jahre durch strategische Partnerschaften mit der Kirche in Eritrea verbunden. Über unsere lokalen Partner ermutigen und unterstützen wir die Christen in der Region durch Schulungen zum Thema Verfolgung, Hilfe-zur-Selbsthilfe-Projekte und Jüngerschaftsprogramme.