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Sudan: Behörden lassen Kirche in Khartum abreißen

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Einheimischer Kirchenleiter schildert die zunehmend schwierige Lage der Christen im Land

Am 8. Juli wurde das Gebäude einer Pfingstkirche im Nordosten von Khartum im Auftrag der Behörden abgerissen. Zur Begründung hieß es, das Gebäude habe nicht den geltenden Vorschriften entsprochen. Der Abriss ist ein weiterer Rückschlag für die christliche Gemeinschaft im Sudan, die im Zuge des Bürgerkrieges immer wieder gezielten Angriffen ausgesetzt ist.

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Von Open Doors

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Abriss ohne Vorwarnung

Am Dienstagmorgen, den 8. Juli, drangen staatliche Beamte in Begleitung von Polizisten, Sicherheitspersonal und Abrissfahrzeugen auf das Gelände einer Pfingstkirche im Stadtteil El-Haj Yousif der sudanesischen Hauptstadt Khartum vor. Niemand aus der Gemeinde war zuvor über die geplante Aktion informiert worden. Die Abrissarbeiten begannen, ohne dass Vertretern der Gemeinde zuvor eine Möglichkeit eingeräumt wurde, irgendwelche Gegenstände oder Materialien aus dem Gebäude zu entfernen. Auf Anfrage mehrerer Kirchenvertreter nach den Gründen für das behördliche Vorgehen erklärten die Beamten, dass der Abriss Teil einer Aktion zur Beseitigung von unregulierten Gebäuden im gesamten Bundesstaat al-Khartum sei.

Die sudanesische Armee (SAF) unter General Abdel Fattah Burhan hat seit März 2025 die Kontrolle über Khartum und ist seitdem bemüht, eine handlungsfähige Regierung zu etablieren. Wie ein lokaler Partner von Open Doors erklärte, erfolgte der Abriss einen Tag nach einem Treffen des neu ernannten De-facto-Premierministers Kamal Idris mit dem Sudan Council of Churches (Sudanesischer Kirchenrat, SCC). Dabei war es um die Beziehungen zwischen den SAF und der Kirche gegangen.

Kirchengebäude von beiden Kriegsparteien gezielt beschossen

Im Verlauf des Bürgerkrieges, bei dem sich die SAF und die paramilitärischen „Rapid Support Forces“ („Schnelle Unterstützungskräfte“, RSF) gegenseitig bekämpfen, sind bereits über 100 Kirchen durch Granaten beschädigt oder zerstört worden. Zu diesem Problem und den Hintergründen sprach Open Doors im Juni mit Rafat Samir, dem Vorsitzenden des Evangelical Community Council for Sudan (Evangelischer Gemeinschaftsrat für den Sudan). Dabei erklärte er die besonderen Herausforderungen für die Christen im Bürgerkrieg: „Die Kirche wird immer von beiden Kriegsparteien bombardiert. Es ist sehr offensichtlich, wo sich eine Kirche befindet, sie kann nicht übersehen oder mit etwas anderem verwechselt werden – auch wenn sie immer wieder behaupten, es sei ein Versehen.“ Hinzu komme ein weiteres Problem: „Leute, die mit der Regierung in Verbindung stehen, versuchen, leerstehende Kirchen in Besitz zu nehmen. Wir [Christen] wollen zurückkehren und mit dem Wiederaufbau der Kirche beginnen, sonst wird die Regierung diese Gebäude beschlagnahmen.“ Wie Samir erklärt, sind geflüchtete Christen besonders verletzlich: „Wohin sollen sie gehen? In Flüchtlingslagern sind sie nicht sicherer, und aufgrund ihres Glaubens wird ihnen nicht geholfen.“

Behörden verhindern Wiederaufbau von Kirchen

Nach dem Abriss der Kirche in Khartum am 8. Juli warnte er in einem weiteren Gespräch: „Sie werden alle Kirchen in den Außenbezirken der großen Städte angreifen und sie mit einem direkten Angriff zerstören. Was die großen Kirchen in den Stadtzentren betrifft, werden sie scheinbar rechtmäßige Gründe als Vorwand für die Zerstörung der Kirchengebäude nutzen.“

Samir wies auf eine Entscheidung des Stadtplanungsamtes hin, der zufolge kein vom Krieg betroffenes Gebäude ohne Genehmigung erhalten oder wieder aufgebaut werden dürfe. „Ein sehr großer Prozentsatz unserer [beschädigten oder zerstörten] Kirchen wird keine Genehmigung erhalten – weil der Staat keiner Kirche eine Genehmigung erteilt, ganz gleich wie viele Bedingungen sie erfüllt.“

Rafat Samir Wunsch an die internationale Gemeinschaft: „Zuallererst geht es darum, für uns zu beten. Zweitens können sie dazu beitragen, dass die Kirche im Sudan präsent bleibt, dass wir eine Stimme haben. Wir wissen nicht, wie der neue Sudan nach dem Krieg aussehen wird, aber ich denke, es ist an der Zeit, dass die Kirche für ihre Rechte eintritt, um sicherzustellen, dass wir einen Platz und eine Stimme haben.“

Auf dem Weltverfolgungsindex 2025 steht der Sudan an 5. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.