Indien: EU-Parlament fordert Ende der Gewalt in Manipur

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Nach Lockerung der Internetsperre kommen Gräueltaten gegen Christen ans Licht

Am 13. Juli hat das Europäische Parlament eine Resolution zur Lage in Manipur verabschiedet. Darin fordert es die indischen Behörden auf, die dortige Gewalt zu stoppen und alle religiösen Minderheiten zu schützen.

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Von Open Doors

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Unterdessen wurde die Internetblockade in dem nordostindischen Bundesstaat teilweise aufgehoben; seither werden der Öffentlichkeit nun immer mehr Details zu gewaltsamen Übergriffen auf Christen bekannt.

Religiöse Dimension des Konflikts anerkannt

Was als ethnischer Konflikt begonnen hatte, hat einen religiösen Charakter angenommen: In der seit Ende April andauernden Auseinandersetzung im nordostindischen Bundesstaat Manipur sind laut dem Text der EU-Resolution inzwischen über 120 Menschen zu Tode gekommen, über 50.000 wurden in die Flucht getrieben, mehr als 1.700 Häuser wurden niedergebrannt und mehr als 250 Kirchen zerstört. Lokale Partner von Open Doors schätzen die Zahl der zerstörten Kirchen etwas höher ein, auf etwa 380.

Die EU-Parlamentarier erkennen in ihrer Resolution an, dass „Intoleranz gegenüber religiösen Minderheiten einschließlich Christen“ zu der Gewalt beitrage, und fordern die indischen Behörden dringend dazu auf, die Gewalt zu beenden und „alle religiösen Minderheiten, wie die Christen Manipurs, zu schützen“. Indien solle zudem unabhängige Untersuchungen der Gewalttaten zulassen, gegen Straflosigkeit vorgehen und die Internetblockade im Bundesstaat Manipur aufheben.

Die EU-Resolution sei ein „entschlossener politischer Schritt“, sagt Anastasia Hartman, EU Advocacy Officer von Open Doors International. Das indische Außenministerium nannte die Resolution eine „Einmischung in die inneren Angelegenheiten Indiens“, die inakzeptabel sei und eine koloniale Denkweise widerspiegele.

Bisher verdeckte Straftaten nun offensichtlich

Anfang Juli hatte das Oberlandesgericht in Manipur eine Lockerung der Internetblockade angeordnet. Infolgedessen fanden in den vergangenen Tagen nun vermehrt Videos und Bilder von Übergriffen auf Christen Verbreitung. Für landesweite Empörung sorgte beispielsweise ein Video, in dem zwei christliche Frauen vom Stamm der Kuki-Zo im Mai von einer aufgebrachten Gruppe von Meitei-Männern aus einem Polizeiauto gezerrt, entkleidet, nackt vorgeführt und sexuell belästigt wurden. Die Zentralregierung sieht sich nun mit Fragen nach den Konsequenzen konfrontiert. Premierminister Narendra Modi hat erstmals seit Ausbruch der Gewalt sein Schweigen gebrochen und angekündigt, dass strenge Maßnahmen gegen die Täter ergriffen würden.

Rachel Reddy*, eine lokale Partnerin von Open Doors, erklärt, es gebe viele solcher Verbrechen, die durch die 80-tägige Internetblockade in Manipur bisher versteckt geblieben seien. „Die Christen erfahren Schwierigkeiten von allen Seiten […]. Die Menschenrechte werden grob verletzt, und es ist unerklärlich, welches Trauma Frauen, Kinder und andere betroffene Opfer durchleben.“

Auf dem Weltverfolgungsindex 2023 belegt Indien den 11. Platz unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

*Name geändert