Niger: Gottesdienstbesucher ausgepeitscht

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Islamisten drohen mehr Strafen an, falls weitere christliche Versammlungen stattfinden

Am 13. August haben Dschihadisten einen Gottesdienst im Dorf Panpangou überfallen und mehrere der versammelten Christen ausgepeitscht. Die vier Angreifer hatten Sturmgewehre, Messer und Peitschen bei sich. Christen stellen im Niger mit 0,3 % Bevölkerungsanteil eine kleine Minderheit und sind seit 2021 aufgrund islamistischer Aktivitäten verstärkt unter Druck.

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Von Open Doors

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„Wir haben christliche Gottesdienste verboten“

Die versammelten Gläubigen bereiteten sich gerade auf den Abschluss einer gemeinsamen Gebetszeit vor, als die vier Männer die Kirche betraten. Mit vorgehaltener Waffe fragten sie die Anwesenden: „Habt ihr nicht gehört, dass wir christliche Gottesdienste in dieser Gegend verboten haben?“ Berichten zufolge erwiderten die Christen, dass ihnen ein solches Verbot nicht bekannt sei, worauf die Dschihadisten antworteten: „Wir sind jetzt seit drei Jahren in diesem Gebiet, wie könnt ihr behaupten, dass ihr noch nie gehört habt, dass wir christliche Gottesdienste hier verboten haben? […] Ihr lügt uns an!“

Daraufhin mussten die Christen sich hinknien. Verheiratete Frauen wurden „nicht geschlagen – wegen ihrer Babys und Schwangerschaften“. Unverheiratete Mädchen dagegen mussten bei den Männern knien. Dann erhielten die 14 Männer und drei Frauen zehn Peitschenhiebe – zur Strafe dafür, dass sie das Gottesdienstverbot nicht befolgt hätten, wie einer der Angreifer erklärte. Anschließend erhielt der Pastor sogar 30 Peitschenhiebe.

Bevor sie weiterzogen, ermahnten die Dschihadisten die Christen, jegliche christlichen Gottesdienste in dem Dorf einzustellen. Weitere Versammlungen seien nur dann erlaubt, wenn die Kirchen in Moscheen umgewandelt würden, da der christliche Glaube in diesem Gebiet verboten sei.

Systematisches Vorgehen von Dorf zu Dorf

In einer weiteren Kirche trafen die Dschihadisten auf eine Gruppe Jugendlicher, die sich hier versammelt hatte. Als die Jugendlichen die Dschihadisten bemerkten, versuchten viele, durch die Fenster zu fliehen. Drei Mädchen konnten jedoch nicht entkommen und wurden mit je acht Hieben ausgepeitscht. Dabei drohten die Dschihadisten, zurückzukehren und das gesamte Dorf zu zerstören, sollten weitere Gottesdienste gefeiert werden. Nach Angaben unserer lokalen Partner gab es in dem Dorf früher fünf Kirchen, die heute alle geschlossen sind.

Noch am selben Tag suchten die Dschihadisten zwei weitere Dörfer auf, um auch dort alle christlichen Gottesdienste zu unterbinden. Auch hier wiederholten sie ihre Drohungen und die Aufforderung, alle Kirchen in Moscheen umzuwandeln.

Nachdem es in den vergangenen Jahren bereits in den Nachbarländern Mali und Burkina Faso zu Putschen gekommen war, gab es Ende Juli auch im Niger einen Putsch gegen die Regierung. Gerade das Dreiländereck zwischen dem Niger, Mali und Burkina Faso ist stark von dschihadistischer Gewalt betroffen, die unter dem inzwischen abgesetzten Präsidenten bekämpft worden war. Christen gehören zu den Hauptleidtragenden: Einerseits stehen sie im Visier der Dschihadisten, wie die aktuellen Beispiele zeigen. Doch auch in der muslimischen Mehrheitsgesellschaft schwindet die Akzeptanz für Nichtmuslime unter dem Einfluss der Islamisten.

Auf dem Weltverfolgungsindex 2023 steht der Niger an 28. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.