Indien: Öffentliche Proteste und Gewalt gegen Christen

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In Chhattisgarh setzen Hindu-Extremisten verstärkt auch Polizei und Behörden unter Druck

Christen sind im indischen Bundesstaat Chhattisgarh mehrfach zum Ziel von Angriffen geworden. Darüber hinaus ist es zu öffentlichen Kundgebungen extremistischer Hindus und Zusammenstößen mit der Polizei gekommen, weil die Extremisten ein schärferes Vorgehen der Beamten gegen Christen und ihre Aktivitäten einfordern.

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Von Open Doors

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Christen sogar in der Polizeiwache attackiert

Am 5. September 2021 drangen etwa 60 Hindu-Extremisten in eine Kirche in der Ortschaft Purani Basti ein und störten den laufenden Gottesdienst. Die aufgebrachte Menge beschuldigte die leitenden Mitarbeiter der Kirche, Menschen zum Christentum zu bekehren. Drei Pastoren der Kirche und einige Gemeindemitglieder begaben sich kurz darauf zur Klärung des Sachverhaltes auf die örtliche Polizeiwache, wo sich auch ihre Ankläger eingefunden hatten. Videoaufnahmen aus dem Inneren der Wache zeigen, wie einige Extremisten versuchen, einen der Pastoren mit Schuhen zu schlagen, und nur mit Mühe von Polizeibeamten zurückgedrängt werden können. Zwei der Angreifer wurden daraufhin von der Polizei verhaftet, was zu weiteren Protesten führte. Örtliche Parteivertreter der hindu-nationalistischen Partei BJP, der auch der indische Ministerpräsident Modi angehört, forderten von der Polizei, die Christen ebenso zu verhaften.

Als die Behörden nicht auf diese Forderung eingingen, gingen BJP-Anhänger und andere auf die Straße und versuchten unter anderem, die Polizeiwache zu umzingeln. Dabei kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Für den 18. September haben die Extremisten zu Protestkundgebungen in 70 Verwaltungsbezirken der Region aufgerufen.

„Bekehrungsaktivitäten“ der Christen als Stein des Anstoßes

Die zentrale Forderung der Extremisten besteht darin, dass die Behörden härter gegen die Christen und ihre „Bekehrungsaktivitäten“ vorgehen. Dahinter steht zum einen die Überzeugung, dass die Christen Druck auf Hindus ausüben und eine Abkehr vom hinduistischen Glauben nicht freiwillig geschieht. Zum anderen haben die Extremisten sich dem Ziel verschrieben, Indien zu einem rein hinduistischen Land zu machen. Seit August veranstalten BJP-Anhänger in verschiedenen Teilen von Chhattisgarh regelmäßige Kundgebungen, bei denen anti-christliche Slogans gerufen und lange Hassreden gegen Christen gehalten werden, um diese bei der lokalen Bevölkerung in Verruf zu bringen. Dabei kommt es immer wieder zu direkten Angriffen auf Christen, wie etwa am 29. August im Bezirk Kabirdham. Die Tageszeitung The Hindu zitiert den dortigen Polizeichef, dem zufolge ein Pastor und seine Familie während eines Gebetstreffens in seinem Privathaus von einem Mob angegriffen und verprügelt wurden.

Der Vorsitzende des Christlichen Forums von Chhattisgarh, Arun Pannalal, sagte, die Polizei und die Regierung des Bundesstaates hätten keine Maßnahmen ergriffen, obwohl in den letzten zwei Wochen mindestens zehn solcher Angriffe gemeldet wurden. Darüber hinaus kommt es täglich zu Protesten vor wichtigen Verwaltungseinrichtungen im Bundesstaat. Dabei wird die derzeitige Regierung beschuldigt, die „Bekehrungsaktivitäten“ der Christen zu decken.

Religionsfreiheit in Indien zunehmend ausgehöhlt

Die indische Verfassung gewährleistet allen Bürgern Religionsfreiheit und definiert Indien als säkulares Land. Religiöse Minderheiten wie Muslime und Christen beklagen jedoch, dass diese Grundlagen seit dem Amtsantritt von Ministerpräsident Modi vor sieben Jahren zusehends ausgehöhlt werden. Lokale Partner von Open Doors berichten, dass Übergriffe von Mobs auf Christen nicht nur immer häufiger stattfinden, sondern dass dies in aller Öffentlichkeit geschieht. Die Täter haben offenbar keine Angst mehr davor, dass etwas gegen sie unternommen wird.

Auf dem Weltverfolgungsindex 2021 steht Indien an 10. Stelle der Länder, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.