Tadschikistan: Regierung stellt Registrierung von Kirchen ein

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Wachsende Zahl von Christen vom Staat in die Illegalität gezwungen

Bereits Ende Mai kam eine Reihe von Leitern protestantischer Kirchen in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe zusammen. Sie folgten einer Einladung des Staatlichen Komitees für religiöse Angelegenheiten. Dessen Vorsitzender, Sulaymon Davlatzoda, setzte die Christen darüber in Kenntnis, dass künftig keinen weiteren Kirchen eine offizielle Registrierung erhalten werden.

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Von Open Doors

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Keine „religiösen Veranstaltungen“ für Minderjährige

„Wir werden keine neuen Kirchen mehr registrieren. Wir werden die Zahl der registrierten Kirchen von nun an unverändert lassen“, zitierten Gesprächsteilnehmer aus verschiedenen Kirchen Davlatzoda. Gleichzeitig wiesen sie im Gespräch mit der Menschenrechtsorganisation Forum 18 darauf hin, dass er keine Gründe genannt habe.

Mehrere Kirchen hatten bei dem von Davlatzoda geleiteten „Staatlichen Komitee für religiöse Angelegenheiten und die Regelung von Traditionen, Zeremonien und Ritualen“ – so die vollständige Bezeichnung der Kommission – eine Registrierung beantragt. Alle erhielten unabhängig voneinander die gleiche abschlägige Antwort, die bei dem offiziellen Treffen Ende Mai zur allgemeinen Praxis erklärt wurde.

Davlatzoda nutzte das Gespräch außerdem, um die eingeladenen Kirchenleiter zu verwarnen und sie daran zu erinnern, „dass Kinder nicht an kirchlichen Aktivitäten teilnehmen dürfen und religiöse Sommerlager für sie unzulässig sind“. Das Gesetz über die elterliche Verantwortung von 2011 verbietet die Teilnahme von Personen unter 18 Jahren an religiösen Veranstaltungen; ausgenommen hiervon sind Beerdigungen. In mehreren Fällen wurden religiöse Gemeinschaften bei Verstößen gegen dieses Verbot bereits zu Geldstrafen verurteilt.

Ohne staatliche Registrierung ist jede Ausübung der Religions- oder Weltanschauungsfreiheit illegal und strafbar. Der Menschenrechtsausschuss der Vereinten Nationen (UN) hat wiederholt seine Besorgnis über derartige Einschränkungen der Religions- und Weltanschauungsfreiheit durch das Regime zum Ausdruck gebracht und Änderungen der geltenden Gesetze und Praktiken gefordert, um diese Einschränkungen zu beenden. Vergleichbare Einschränkungen gelten neben den Christen auch für andere Glaubensgemeinschaften wie die Muslime.

„Ob sie Kirchen registrieren oder nicht – bitte betet für uns!“

Ein Christ sagte gegenüber Forum 18: „Wir sind traurig, dass wir keine neuen Kirchen eröffnen dürfen und dass es uns verboten ist, unseren Glauben weiterzugeben.“ Das Verbot, neue Kirchen zu eröffnen, sei „in Wirklichkeit ein verstecktes Verbot, unseren Glauben zu teilen, und ein Versuch, das zahlenmäßige Wachstum der Christen zu begrenzen“.

Ein anderer berichtete: „Wir treffen uns ohne Anmeldung zum Gottesdienst, haben aber Angst, dass die Behörden uns jederzeit bestrafen können.“ Er kenne bis zu 15 solcher Gruppen, die vergeblich auf eine Registrierung hoffen.

Ein von Open Doors befragter Kirchenleiter kommentierte die jüngste Entwicklung mit den Worten: „Die gute Nachricht ist, dass die Kirche in Tadschikistan trotz aller Verbote wächst und, so Gott will, weiter wachsen wird. Heute engagieren sich viele junge Menschen in der evangelistischen Arbeit, und die Frohe Botschaft breitet sich aus. Bitte betet für uns. Ob sie Kirchen registrieren oder nicht – betet, dass wir unserem Herrn Jesus Christus treu bleiben und sein Werk fortsetzen, solange wir leben!“

Auf dem Weltverfolgungsindex 2022 belegt Tadschikistan den 45. Platz unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.