Stromausfall plus Sicherheit: Kann die Polizei überhaupt noch gerufen werden?

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Schon verhältnismäßig kurze Stromausfälle können ausreichen und die Sicherheit auf öffentlichen Straßen besonders in Städten ist quasi aufgehoben. Zu allen Überfluss kann in solchen Situationen nicht mal die Polizei per Handy gerufen werden. Klingt alles sehr weit hergeholt? – Nun in Berlin wurde der Praxisbeweis längst erbracht.

“Vandalismus!” – “Sie nutzten offenbar den Stromausfall um Barrikaden zu bauen”

>>Bild<<

“Vandalismus! Chaoten lösen Stromausfall aus – Sie nutzten offenbar den Stromausfall um Barrikaden zu bauen, ein Feuer auf dem Dorfplatz zu entzünden. Nach BILD-Informationen soll die komplette Straßenbeleuchtung zwischen Liebigstraße und Zellestraße zerstört worden sein. … Während die Polizisten Anzeigen aufnahmen, meldete eine weitere Zeugin gegen 1.10 Uhr, dass sich mehrere dunkel gekleidete Personen im Bereich der Liebigstraße und der Rigaer Straße aufhalten sollen, dort weitere Hausfassaden mit Farbe beschmiert sowie diverse Gegenstände auf die Kreuzung gebracht und in Brand gesetzt haben sollen.”

“Hausfassaden mit Farbe beschmiert sowie diverse Gegenstände auf die Kreuzung gebracht und in Brand gesetzt”

>>Stadt Berlin<<

“Anschließend sollen die mutmaßlichen Täter in ein Haus in der Rigaer Straße geflüchtet sein. Einsatzkräfte der Berliner Feuerwehr, deren Maßnahmen durch die Polizei abgesichert wurden, löschten die Flammen. Verletzt wurde niemand. Die Fahrbahn der Rigaer Straße wurde durch Polizeieinsatzkräfte geräumt und war gegen 3.30 Uhr wieder befahrbar. Im Rahmen einer anschließenden Tatortbegehung stellten die Einsatzkräfte vier beschädigte Kraftfahrzeuge, diverse Farbschmierereien mit politischen Hintergrund sowie mehrere beschädigte Laternen fest, bei denen die Kabel herausgerissen worden waren.”

“Vier beschädigte Kraftfahrzeuge, diverse Farbschmierereien mit politischen Hintergrund sowie mehrere beschädigte Laternen”

Ohne Strom sind die Telefonleistungen tot und die Mobilfunknetze können nur sporadisch in Betrieb gehalten werden: Zu viele Teilnehmer greifen gleichzeitig darauf zu und der interne Akku der Sendestationen kann nur eine kurze Dauer ohne Strom überbrücken. Mit durchaus vergleichbaren Problemen auch hat der interne digitale Behördenfunk zu kämpfen.

“Der gar nicht ausfallsichere und auch nicht hochverfügbare digitale Behördenfunk”

>>Kritische Infrastrukturen<<

“Der gar nicht ausfallsichere und auch nicht hochverfügbare digitale Behördenfunk – Das BOSnet ist technisch ähnlich aufgebaut wie ein Mobilfunknetz der 1990er Jahre. Es ermöglicht seinen registrierten Teilnehmern Sprachkommunikation und den Austausch von kurzen Textnachrichten. In der Fläche ist es ausreichend gut ausgebaut, in Gebäuden ist unter Umständen keine Kommunikation möglich. Das Netz besteht aus Basisstationen, die wiederum an eigenen Vermittlungsstellen angeschlossen sind.”

“Das Netz besteht aus Basisstationen, die wiederum an eigenen Vermittlungsstellen angeschlossen sind”

Das BOSnet hat auf seiner eigener Webseite keineswegs mit Eigenlob gespart: Doch auf verschiedenen einschlägigen Foren ist eher das Gegenteil zu lesen, auch wenn diese Einträge nicht überprüft werden können. Wie auch immer: Sogar der Bundesrechnungshof hat die schlechte Versorgungslage in Puncto Kommunikation gerügt.

“Bundesrechnungshof ist alarmiert” – “Gefährlicher Lücken im Digitalfunknetz der Sicherheitsbehörden”

>>Heise.de<<

“Der Bundesrechnungshof ist alarmiert wegen “gefährlicher Lücken im Digitalfunknetz der Sicherheitsbehörden”. Die schlechte Versorgung mit der seit 2005 eingeführten Technik in öffentlichen und stark frequentierten Bereichen wie Bahnhöfen oder Flughäfen habe “wiederholt die Bundespolizei gefährdet”. Die Beamten hätten Einsätze unter anderem “wegen Gefangenenbefreiung und räuberischer Erpressung abbrechen” müssen, da sie ohne Digitalfunk keine Verstärkung anfordern konnten.”

“Ohne Digitalfunk keine Verstärkung anfordern konnten”

Detailtiere Angaben sind natürlich nicht veröffentlicht worden: Allerdings scheint das unterm Strich noch viel Schlechter als jedes gewöhnliche zivile Mobilfunknetz zu funktionieren. So erklärt sich auch, weshalb Polizisten auf private Mobilfunkgeräte zurückgreifen müssen. Auf jeden Fall drängt sich hierbei die grundsätzliche Sinnfrage nach dem BOSnet auf: Immerhin müssen beträchtliche Geldmittel aus Steuern für Unterhalt und Ausbau aufgewendet werden. Zusätzlich kann besonders bei einer allgemeinen Krisensituation das herbeirufen von Einsatzkräften sich recht abenteuerlich gestalten. Am besten sollten sich die Bürger nach der nächstgelegenen Adresse der nächsten rund um die Uhr besetzten Polizeistation in ihrer Gegend erkundigen.