Lausitzer Geschichte: “Das sagen­umwobene (und unauffindbare) Hei­lig­tum Rethra”

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Über das Hei­lig­tum Rethra ist recht wenig bekannt und weniger historische Daten können als gesichert angesehen werden. Offenbar muss Rethra – in der Anfangszeit – eher ein lokales Hei­lig­tum gewesen sein: Bis sich die äußeren Umstände gravierend verändert haben.

Wo genau soll das Hei­lig­tum Rethra liegen?

>>Mecklenburg-Vorpommern – MM-Reiseführer (Buch) <<

“Ab dem 10. Jahrhundert: Beginnende Christianisie­rung im Westen des wen­di­schen Gebie­tes. Franken, Sachsen, Dä­nen und Polen rücken näher an die sla­wi­schen Stämme heran und erhöhen den Siedlungsdruck. Mit dem Lutizen­auf­stand 983 wehren sich slawische Stam­mesver­bän­de gegen die militäri­sche und missionarische Einflussnah­me und ver­zögern die christlich-deut­sche Expansion um weitere 150 Jah­re. 11. Jahrhundert: Blütezeit der slawi­schen Siedlungen. Zentren sind die Mick­elen­burg (beim heutigen Dorf Meck­lenburg bei Wismar), die dem Land seinen Namen geben sollte, die Tempelburg bei Groß Raden, das sagen­umwobene (und unauffindbare) Hei­lig­tum Rethra, von dem angenommen wird, dass es sich am Südufer des Tol­lensesees befand, die Burg Werle im Warnowtal, Garz und Arkona auf Rü­gen und Usedom (Stadt).”

“Mit dem Lutizen­auf­stand 983 wehren sich slawische Stam­mesver­bän­de gegen die militäri­sche und missionarische Einflussnah­me”

Insbesondere die Expansion des Fränkischen Reiches und deren Nachfolgestaaten schritt voran. Um militärisch überhaupt eine Chance zu haben: Dazu mussten sich die Slawischen Stämme zusammenschließen und genau an dieser Stelle nimmt der Ort Rethra eine Schlüsselrolle ein.

“Standbild zu Rethra mit Gold und Purpur geschmückt gewesen sein”

>>Lausitzer Rundschau<<

“Die Spur der Wendengötter führt nach Neubrandenburg  – Fast jeder Stamm hatte zu jener Zeit seine eigene Gottheit, die er anbetete. Manche Gruppen teilten sich auch einen Gott. Das und die naturgebundene Götterwelt der Slawen war den angestammten Christen nie geheuer, stand sie doch im Gegensatz zur eigenen religiösen Auffassung. Zur Abwehr christlicher Anfeindungen und Attacken bildete sich daher im östlichen Mecklenburg der slawische Lutizenbund, dessen Mittelpunkt und Zentralheiligtum Rethra war. Dort berieten die Priester über Krieg und Frieden, Recht und Ordnung und dort befand sich auch ein Tempel des Gottes Radegast, der wohl vornehmste der wendischen Götter, dessen Standbild zu Rethra mit Gold und Purpur geschmückt gewesen sein soll. Daneben hatten wohl noch weitere Götter in Rethra ihre Tempel.”

“Slawische Lutizenbund, dessen Mittelpunkt und Zentralheiligtum Rethra war”

Augenscheinlich muss Rethra – zur Blütezeit – ein hoch angesehenes kulturelles, religiöses und politisches Zentralheiligtum gewesen sein. Dort wurde auch das Bündnis der Liutizen ausgehandelt.

“Vor jedem Feldzug wurde Rethra konsultiert”

>>Invasion der Barbaren von Peter Heather (Buch) <<

“Interessant an diesen Beispielen einer aggressiven antichristlichen Haltung ist, dass sich die nichtchristliche Religionen selbst verändern mussten, wenn sie mit dem Christentum konkurrieren wollte. … Aber selbst bei den kulturell bedeutend homogeneren Elbslawen bewirkte die Gegnerschaft zum Christentum einen starken religiösen Wandel. Auch das neue Bündnis der Liutizen verbot nicht sämtliche Kulte, sondern erklärte einen – Rethra – zum höchsten und alle verbindenden. Jedermann musste den Priestern Abgaben leisten, vor jedem Feldzug wurde Rethra konsultiert, und von der gesamten Kriegsbeute erhielt das Heiligtum den Zehnten. Über die heidnischen Glaubensvorstellungen der Slawen vor der Christianisierung ist nicht viel bekannt, doch allein aus dem Bemühen, einen gemeinsamen Kult zu etablieren, um sich dem Christentum widersetzen zu können, kann man schließen, dass zuvor jede soziopolitische Gruppierung – jeder »Stamm« – ihre eigenen religiösen Riten und Praktiken hatte.”

“Über die heidnischen Glaubensvorstellungen der Slawen vor der Christianisierung ist nicht viel bekannt”

Trotz dieser geschichtlichen Bedeutung ist bis heute der genaue geografische Standort unklar. Wenngleich viele Indizien auf einen Ort hindeuten und dort wurde schon etwas interessantes gefunden.

“An der Fischerinsel im Tollensesee” – “Mutmaßlichen Standort des slawischen Heiligtums Rethra”

>>Die Fährte des Lichts von Ralf Herold (Buch) <<

“An der Fischerinsel im Tollensesee, dem mutmaßlichen Standort des slawischen Heiligtums Rethra, fand man bei archäologischen Ausgrabungen an einem slawischen Burgwall 1968 die Überreste eines hölzernen Idols (Götterskulptur/Götzenbild) aus dem 12. Jh. von ursprünglich wohl über 2 m Größe mit zwei bärtigen Köpfen darauf.”

Rethra: “Bei archäologischen Ausgrabungen an einem slawischen Burgwall 1968 die Überreste eines hölzernen Idols”

Allgemein wird heutzutage der Fokus auf die Fischerinsel im Tollensesee gelegt. Ob Rethra dort wirklich gelegen haben soll: Diese Frage muss indes unbeantwortet bleiben.