Mexiko: Zunahme der Gewalt setzt Christen unter Druck

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Wer Jesus nachfolgen will, gerät in Konflikte – nicht nur mit den Drogenkartellen

Christenverfolgung im zu 95 % von Christen bewohnten Mexiko? – Was für manch einen hierzulande schwer vorstellbar scheint, ist für viele mexikanische Christen bittere Realität. Besonders im Bundesstaat Chiapas hat die Gewalt in den letzten Monaten dramatisch zugenommen. Und obwohl dies nicht nur Christen betrifft, geraten sie gerade wegen ihres Glaubens immer wieder ins Visier krimineller Gruppen.

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Von Open Doors

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Christen als legitimes „militärisches Ziel“

67 % der Einwohner von Chiapas im Süden von Mexiko leben laut einer behördlichen Statistik aus dem Jahr 2022 in Armut. Diese Situation bildet den Nährboden für den Drogenhandel und andere Machenschaften organisierter krimineller Gruppen. In Chiapas hat sich die Zunahme der Gewalt in jüngster Zeit zu einer ernsthaften Gefahr für die öffentliche Sicherheit entwickelt.

Einer der Gründe hierfür ist die geografische Lage von Chiapas. Öffentliche Medien und staatliche Stellen weisen darauf hin, dass illegale bewaffnete Gruppen wie das Sinaloa-Kartell oder das Jalisco-Kartell Chiapas wegen seiner langen Grenze zu Guatemala als wichtigen Korridor für den Drogenhandel betrachten. So stürmten Mitglieder des Sinaloa-Kartells Anfang September das Gebiet in der Umgebung der Ortschaft Nueva Palestina. Dabei erklärten sie laut einem Bericht der Zeitung El País: „Von nun an übernehmen wir die Kontrolle über die Stadt und die Region.“ Seitdem berichten behördliche Stellen von einer Zunahme der Gewalt, begleitet von Bemühungen um die Rekrutierung junger Menschen, Entführungen, Morden, Zwangsumsiedlungen und Schutzgeldzahlungen an bewaffnete Banden.

Da bekannt ist, dass Christen die illegalen Aktivitäten dieser Gruppen nicht gutheißen, leben viele von den hier ansässigen Christen ihren Glauben in Angst. Wie ein Mitglied unseres lokalen Forschungsteams berichtet, werden sie von den kriminellen Gruppen als legitime „militärische Ziele“ betrachtet, sobald sie sich den Aktivitäten dieser Gruppen widersetzen.

Dürfen Christen sich und ihre Gemeinschaft verteidigen?

Bislang hat sich weder die Armee noch die Nationalgarde der verstärkten Gewalt nachhaltig entgegengestellt. Mehrere Bezirke in Chiapas haben sich deshalb entschieden, mit der Bildung von „Selbstverteidigungsgruppen“ selbst für ihre Sicherheit zu sorgen. Das ist beispielsweise in Nueva Palestina der Fall, wo Einwohner sich nach einem Protest im September zusammenschlossen und bewaffneten, um sich gegen die Angriffe der Kartelle und die ständige Erpressung zu wehren.

Diese Situation bedeutet für die Christen in diesem Gebiet eine große Herausforderung. Es wird von jedem Einwohner, unabhängig von seiner Religion, erwartet, sich der bewaffneten Bürgerwehr anzuschließen.

Pastor Humberto Ruiz ist eine unserer lokalen Kontaktpersonen. Er berichtet: „Die Gemeinden sind in ständiger Alarmbereitschaft und leider sind einige bereit, Böses mit Bösem zu vergelten. Andere sind völlig entmutigt. Gott sei Dank konnte ich mit einem Bruder sprechen, der schon in Berührung mit der organisierten Kriminalität gekommen war. Ich merkte, dass er sehr besorgt und deprimiert war. Also gab ich ihm etwas von Gottes Wort weiter und betete mit ihm, worauf er mit Dankbarkeit gegenüber Gott reagierte.“

Seit sechs Jahren ist Open Doors in der Region durch lokale Partner präsent, um verfolgte Christen durch biblische Schulungen, Hilfe-zur-Selbsthilfe-Projekte und andere Aktivitäten zu unterstützen. Die Gemeinde Jesu braucht Ermutigung und unser Gebet, um den zahlreichen Herausforderungen zu begegnen.