Ungleiche Lebenserwartung: „Länger einzahlen und kürzer Rente erhalten“ – „Mehr als jeder Zweite kommt nicht regulär in Rente“

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Rente mit 65, 67, 70 oder sogar erst mit 72 Jahren? Schon seit Jahren findet ein regelrechter Überbietungswettbewerb beim Thema Renteneintrittsalter statt. Nach oben hin scheinen keinerlei Grenzen mehr zu existieren. Gern wird es mit der steigenden Lebenserwartung begründet. Aber über ein langes Leben kann sich nur ein Teil der Bevölkerung erfreuen.

Lebenserwartung: „Mit besonders niedrigem Einkommen nur etwas mehr als 70 Jahre“

>>Frankfurter Allgemeine Zeitung<<

„In Deutschland werden Männer mit besonders hohem Einkommen im Durchschnitt fast 81 Jahre alt, die mit besonders niedrigem Einkommen nur etwas mehr als 70 Jahre. Aber bedeutet das, dass Menschen wirklich früher sterben, weil sie wenig Geld haben? Oder gibt es ganz andere Gründe, die nur bei Armen gehäuft auftreten?“

Rente mit 65, 67, 70 oder sogar erst mit 72 Jahren?

Eigentlich sind die Antworten hinlänglich bekannt. Die Bevölkerung lässt sich nicht nur in Arm und Reich aufteilen, sondern sogar in einzelne Berufsgruppe aufschlüsseln. Die Ergebnisse fallen dabei sehr ernüchtert aus.

„32 Prozent der Köche in Deutschland kommen nicht regulär in die Altersrente“

>>Welt<<

„Professoren und Lehrer leben länger als der Durchschnitt. … Für Gerüstbauer, Dachdecker und Bergleute sieht es hingegen düster aus. … Doch nicht nur das: Sprengmeister, Dachdecker und Gleisbauer leben gefährlicher. Das ist leicht nachvollziehbar, schließlich arbeiten sie mit Sprengstoff, können vom Dach fallen oder vom Zug überrollt werden. Überraschend ist allerdings, dass Kellner ebenfalls in großer Gefahr leben. Dieser Beruf wird von Versicherungen als genauso gefährlich eingeschätzt. … 32 Prozent der Köche in Deutschland kommen nicht regulär in die Altersrente, sondern beziehen vorher Erwerbsminderungsrente. Bei den Bäckern sind es fast 38 Prozent. Betrachtet man die Berufswelt nach diesen Kriterien, dann lebt der Gerüstbauer am gefährlichsten. Mehr als jeder Zweite kommt nicht regulär in Rente.“

„Mehr als jeder Zweite kommt nicht regulär in Rente“

Beinahe jede größere Versicherungsgesellschaft oder Bank kann über die Lebenserwartung jeder einzelnen Berufsgruppe eine sehr genaue Auskunft geben. Theoretisch müsste sich die kürzere Lebenserwartung beim Renteneintrittsalter widerspiegeln. Aber davon ist wenig zu sehen: Eher das genaue Gegenteil ist zu beobachten.

„Noch größer sei der Unterschied zwischen Arm und Reich“

>>Frankfurter Rundschau<<

„Noch größer sei der Unterschied zwischen Arm und Reich. Ärmere stürben im Schnitt acht bis zehn Jahre früher und hätten daher oft nur rund die Hälfte von ihrer Rente. … bereits die Politik der Rente erst ab 67 sei eine unsoziale Rentenkürzung nach dem Motto „Länger einzahlen und kürzer Rente erhalten“.

„Ärmere stürben im Schnitt acht bis zehn Jahre früher und hätten daher oft nur rund die Hälfte von ihrer Rente“

Im Artikel 20 der Grundgesetz heißt es war: „Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.“ – Nur dies wird bei der Rente kaum beachtet. Nichtsdestotrotz: Es sind tatsächlich „besondere Altersgrenzen“ erlassen worden. Unter Umständen kann ein Fluglotse als Beamter schon nach 25 Berufsjahren sich auf eine abschlagsfreie und üppige Pension freuen.

„Beamte bei der Flugsicherung und Flugkontrolle beenden ihr Berufsleben gar schon mit 55 Jahren“

>>Beamte – Was die Adeligen von heute wirklich verdienen von Torsten Ermel (Buch) <<

„Für einige Beamte gibt es besondere Altersgrenzen. Polizisten, Justizbeamte, Feuerwehrleute und einige andere gehen wegen besonders hoher beruflicher Anforderungen teilweise schon mit 60 Jahren in den Ruhestand, also glatte fünf Jahre früher als Arbeitnehmer. Beamte bei der Flugsicherung und Flugkontrolle beenden ihr Berufsleben gar schon mit 55 Jahren. Wer mit 30 Jahren beamteter Fluglotse wird, dessen Arbeitsleben dauert ganze 25 Jahre.  … Die körperliche Belastung kann keine Begründung dafür sein. Irgendwelche Belege dafür, dass Polizisten oder Justizbeamte körperlich stärker belastet sind als etwa Handwerker oder Landwirte, gibt es nicht.“

„Wer mit 30 Jahren beamteter Fluglotse wird, dessen Arbeitsleben dauert ganze 25 Jahre“

Eine Begründung für diese Ungleichbehandlung ist nirgendwo zu finden und selbst direkte Nachfragen werden bestenfalls ausweichend beantwortet. Zudem hat ein Beamte nie in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt: Zudem fallen die gezahlten Pensionen viel höher aus und werden komplett durch Steuergelder finanziert. Alleine schon Artikel 20 des Grundgesetz hätte verlangt: Die Altersgrenzen ebenso bei Renten auf die realistische Lebenserwartung anzupassen: Immerhin liegen die passenden Daten ja vor.